■ Volleyball: Hose gesucht!
Kassel (taz) – Einmal nur ist Steffie Schnoor bisher als große Sportfreundin hervorgetreten; als sie nämlich ein Boxmuseum auf der Insel Rügen besuchte, in dem ein alter Mann alte Schätze aufbewahrt, unter anderem Medaillen, die Max Schmeling vor fünfzig Jahren erkämpft hat. Danach hat sie ins Gästebuch geschrieben, so was müßte gefördert werden, und das hat den alten Mann gefreut, denn damals hatte Steffie Schnoor noch was zu sagen, weil sie Kultusministerin in Mecklenburg-Vorpommern war. Inzwischen ist sie nur noch Landtagsabgeordnete der CDU, aber weil das den Menschen nicht ganz ausfüllt, hat sie sich einen anderen Auftrag gesucht und ihn wieder im Sport gefunden. Seit Samstag ist Steffie Schnoor (46) Präsidentin des Deutschen Volleyball-Verbands (DVV), und sagt, sie wisse „genau, auf was ich mich da eingelassen habe“. Manche bezweifeln das. Welcher halbwegs geordnete Mensch sollte schließlich freiwillig den Vorsitz in einer Föderation übernehmen, der es an Sponsoren und Medieninteresse mangelt und die nichts bietet als Schulden und Zerwürfnisse? Vor Schnoor hatte der alternde Sportfunktionär Rolf Andresen das Ehrenamt inne, abgetreten ist er mit der deprimierenden Erkenntnis, daß das Ehrenamt seinem Träger nichts einbringt, „am wenigsten Ehre“. Der Sportart Volleyball hat die Regentschaft Andresens einen geplatzten Vermarktungsvertrag eingebracht, und um ein Haar wäre vor kurzem der Konkursrichter herbeigeeilt, um die Dinge auf seine Art zu regeln. Erst als die Landesverbände dem Dachverband Geld vorstreckten, war die Pleite umschifft.
Frau Schnoor macht sich unverdrossen ans Werk. „Mit Kreativität, Beweglichkeit und Phantasie“, sagt sie, wolle sie dem Volleyball helfen, der vor allem aber jemanden braucht, der eine Truhe Taler bereitstellt. Das kann sie nicht, aber sie glaubt, aus der Politik den einen oder anderen Kontakt zu haben, durch den der eine oder andere Sponsor für das Netzspiel zu begeistern wäre. Und die Medien auch. Gerade hat zwar der neue Bundestrainer Olaf Kortmann zur ersten Pressekonferenz geladen, und es kam nicht mal eine Handvoll Journalisten, aber Steffie Schnoor setzt darauf, daß neue Gesichter bessere Resonanz provozieren. „Von heute auf morgen nicht, aber mit der Zeit schon.“
So wie beim Boxmuseum. Da hat sie selber auch nichts machen können, „aber ich hab' immerhin aufgezeigt, daß es so ein Museum gibt, ich hab das Bewußtsein geschaffen“. Schließlich habe Henry Maske eine Hose zur Versteigerung hergegeben, „und davon hat das Museum erst mal weitermachen können“, sagt Steffie Schnoor. Wer gibt eine Hose für den Volleyball?Holger Gertz
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