piwik no script img

Das Meisersyndrom

■ Josef Bruch ist ein notorischer Gast bei Fernsehshows

Talk-Shows im deutschen Fernsehen boomen ohne Ende. Nichts geht dabei mehr ohne Publikum. Manche Gesichter tauchen in der lebenden Kulisse immer wieder auf. Josef Bruch aus Aachen, 43, von Beruf Filmvorführer, war zum Beispiel schon an die 500mal im Publikum. Ganz besonders verehrt er Hans Meiser ...

taz: Herr Bruch, Sie müssen das Fernsehen sehr lieben.

Josef Bruch: Kameras, Studios, das ganze Drumherum, das alles hat mich schon immer fasziniert. Schon als Kind. Vor drei Jahren ist dann meine Beziehung zu einer Frau kaputtgegangen. Ich war ziemlich am Boden zerstört und wollte eigentlich zur Kur. Aber dann hab' ich den Hans Meiser gesehen und gedacht: so ein netter, sympathischer Mann. Der hat mich gleich fasziniert.

Und dann sind Sie hin?

Ja, am 30.11. 1992 war das. Thema war Schlager. Und ich im Publikum wurde gleich irgendwas gefragt. Ganz nervös sag' ich: Weiß ich nicht, Herr Meisner. Sagt der, ich heiß' Meiser; der Meisner ist im Dom. So war der erste Kontakt. Heute ist Hans Meiser mein Idol. Der hat mich psychisch wieder hochgebracht.

Was gefällt Ihnen so an ihm?

Der Hans Meiser ist einfach 'n Mensch. Und kreativ, das sagt ja schon der Name seiner Firma: Crea TV. Hans Meiser klärt die Leute auf, hilft Menschen in Not, und man lernt da viel. Der Meiser, hat mal jemand gesagt, ist so was wie ein Therapeut. Ich bin jedenfalls nach jeder Sendung immer richtig gut drauf. Und wenn es mir mal schlechtgeht, schiebe ich mir zu Hause ein Video rein mit irgendeiner älteren Sendung, bei der wir viel gelacht haben. Da geht man richtig auf. Ich hab hier im Schrank über hundert Bänder, auf denen ich zu sehen bin.

Kürzlich waren Sie zum 100. Mal bei Hans Meiser ...

Ja, beim Thema „Meine Ehe war die Hölle“. 25 Freunde und Bekannte durfte ich mitbringen, alle umsonst. Von Hans Meiser habe ich einen großen Strauß Blumen bekommen vor der Sendung (siehe Foto). Ich als Mann – von so einem berühmten Mann.

Das war eine wunderbare Geste, und von Herzen. Ich werd' bestimmt noch hundert Sendungen bei ihm machen – von Hans Meiser kann man nicht genug kriegen.

Gefällt Ihnen denn alles bei ihm?

So 25 Prozent der Themen mag ich nicht; wenn es um Sex geht, um Huren und Stricher oder „Mein Busen ist zu dick“.

Der Hans Meiser selbst mag so Themen auch nicht, aber als Profi macht er das eben mit, weil die Redaktion das so will. So hat er es mir gesagt.

Sie kennen ihn schon persönlich?

Sicher. Habe ja auch schon öfter mit dem geredet. Und der hat mal gesagt, so aus Spaß, ich sollte mir doch ein Bett ins Studio stellen, so oft wie ich da wäre. Demnächst, hat er versprochen, bekomme ich bei ihm mal einen Termin. Josef, hat er gesagt, da reden wir im Büro mal eine Stunde zusammen, und Sie können sich alles von der Seele reden.

Sie haben in gut drei Jahren über 250 RTL-Produktionen mitgemacht und insgesamt an die 500 Studioauftritte hinter sich...

Dabeizusein – das packt einen einfach, da kann man immer wieder mitfühlen, mit lachen und mit trauern. Und wenn man manchmal vier Termine an einem Tag macht, kommt da schon was zusammen. Auch mit Busfahrten nach Holland: Zur 100.000-Mark-Show war ich schon oft oder bei Linda de Mol, da habe ich alle Produktionen der Surprise Show mitgemacht. Bei ARD und ZDF ist das viel schwieriger, mit Warteliste und Lostrommeln. Da kann man ja gar nicht vernünftig planen. Im Publikum kenne ich jetzt auch schon so viele Leute. Da sind richtig einmalige Freundschaften entstanden.

Fernsehen als Familie?

Ja, natürlich. Wie eine große Familie. Ich fühle mich da zu Hause und heimisch. Vor allem wenn der Hans Meiser sagt: Ach, Herr Bruch, auch wieder da ... Fernsehen ist ja das einzige, was ich hab', mein ein und alles. Und dafür muß ich Hans Meiser danken.

Haben Sie einen Fernsehtraum?

Ach, wenn es nicht so nach Betteln aussehen würde: Ich würde schon gern mal fragen, ob ich bei Hans Meiser nicht Servicekraft oder Kabelträger machen könnte. Ich trau' mich nur nicht. Und dann würde ich gern mal in einer Talk- Runde zum Thema Zuschauer sitzen. Interview: Bernd Müllender

Profizuschauer Josef Bruch ist einer der wahren Helden in dem „Kanal 4“-Dokumentarfilm „Die Nahseher – Auf Pilgerfahrt zu den TV- Heiligen“, am Sonntag um 24 Uhr bei RTL.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen