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Wedemeier zieht sich zurück

■ Bremens Regierungschef erklärt Rücktritt /Grüne und CDU warten den internen Klärungsprozeß der SPD ab

Trotz des dramatischen Wahlverlusts spielen die abgewirtschafteten Sozialdemokraten ohne Bürgermeister Klaus Wedemeier, der gestern seinen Rücktritt erklärte, die Schlüsselrolle bei der Regierungsbildung in Bremen. Sowohl CDU als auch Bündnis 90/Die Grünen erklärten gestern ihre Verhandlungsbereitschaft für eine Koalition mit der geschwächten SPD. „Aber wir sind stärker geworden als vor vier Jahren und werden das auch in die Koalitionsverhandlungen einbringen“, erklärte die grüne Kultursenatorin Helga Trüpel. Der CDU-Fraktionsvorsitzende Peter Kudella sagte: „Wir sind bereit, Verantwortung zu übernehmen, und wir sind auch handlungsfähig.“

Auch die Wählervereinigung „Arbeit für Bremen“ (AfB), die aus dem Stand 10,7 Prozent der Stimmen erreichte, hat sich noch nicht mit einer Oppositionsrolle abgefunden. „Unser Ziel bleibt es, Rot-Grün zu verhindern“, sagte AfB-Spitzenkandidat Friedrich Rebers gestern. „Deshalb werden wir jetzt auch mit CDU und Grünen Verhandlungen führen.“ Vor der Wahl hatte er eine Koalition mit den Bündnisgrünen wie mit der SPD strikt ausgeschlossen. Bürgermeister Klaus Wedemeier zog gestern die persönliche Konsequenz aus dem Wahldebakel: Er stehe künftig nicht mehr als Senatspräsident zur Verfügung, teilte er in einer schriftlichen Erklärung mit. „Es steht eine schwierige Regierungsbildung bevor. Ich bin gewillt, diesen Prozeß zu erleichtern, indem ich die Erfüllung dieser Aufgabe in andere Hände lege.“ Dazu hat er auch allen Grund: Unter Wedemeiers Regie verlor die SPD in den letzten acht Jahren nicht nur die absolute Mehrheit im Land, sondern fiel bei den Wahlen vom Sonntag sogar in ihren ehemaligen Hochburgen hinter die CDU zurück. Auch bei den JungwählerInnen und den Frauen hat die CDU inzwischen die SPD überrundet. Profitiert hat davon auch die rechte SPD-Abspaltung AfB. Sie hat zwar ihre Hochburgen in gutsituierten Einfamilienhausvierteln und bei den Männern zwischen 45 und 60 Jahren. Doch selbst in den klassischen Arbeitervierteln rund um die Bremer Werft- und Stahlstandorte hat sie über zehn Prozent erreicht.

Während die FDP ihre Beteiligung an der Ampelkoalition mit einem landesweiten Absturz von 9,48 auf 3,37 Prozent bezahlen mußte, wäre die rechtsextreme DVU fast zum dritten Mal in Folge in die Bremer Bürgerschaft eingezogen. Während sie landesweit nur bei 2,47 Prozent landete, fehlten ihr im eigenständigen Wahlkreis Bremerhaven lediglich 186 Stimmen. Dirk Asendorpf, Bremen

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