: Kneten auf dem Katzenklo
■ In Steglitz wird die erste Praxis für Tiermassage eröffnet / Zur Zielgruppe gehören Zivilisationskranke aller Art, geriatrische Hunde und streßgeplagte Katzen
An der Wand hängt eine Reklame für Hundezahnpasta, wahlweise mit Rind-, Huhn- oder Biskuitgeschmack (Blenda-Hund?, Duro-dog?). Auf dem Tisch im Wartezimmer lauert ein pinkfarbener Plastik-Dinosaurier, der in den Vorderhufen ein Bündel Prospekte hält: „Tiermassage – der sanfte Weg.“ Vor dem Wandplakat mit dem animalischen Zahnpflegeprogramm stellte gestern die Steglitzer Tierphysiologin Cecile- Simone Alexander ihr erstes Berliner Tiermassageprojekt vor.
„Haustiere, vornehmlich Hunde, sind im Stadtleben besonders stark strapaziert“, erklärte die autodidaktische Tierkneterin anläßlich der Eröffnung ihres Massagesalons. Betonierte Wege und permanentes Treppensteigen belaste besonders geriatrische Hunde und Katzen. Daher sei die Anwendung der Massage von Tieren geradezu prädestiniert, mit anderen Therapieformen kombiniert zu werden. Mehr noch, Tiere entspannen sich bei der Anwendung viel schneller als Menschen. All das spreche dafür, daß Tiere die Massage als gezielteste Form des Streichelns lieben.
Die These, daß das, was für den Menschen gut, auch für das Tier segensreich ist, hat neben der Erfindung von Hundekuchen zu Hundesalons, Katzenpensionen, Hundebordellen und Katzenklos geführt. Kürzlich erst hat ein findiger New Yorker sogar eine Porno-Videothek für verhätschelte Wohnzimmerwölfe gegründet. Warum also nicht auch eine Tiermassagepraxis?
Jedenfalls sei die Tiermassage zur Therapie von Bandscheibenerkrankungen, Rheuma, Zerrungen und Arthrose medizinisch sinnvoll und angezeigt, behauptet die Betreiberin, die ihre berufliche Erfahrungen aus der erfolgreichen Massage eines Hundes, einer Katze und einer Ratte herleitet. In der Tiergeriatrie soll die Massage zur Steigerung des Wohlbefindens der alten Tiere beitragen. Bei hektischen Tieren könne die Tiermassage sogar zur „psychischen Entkrampfung“ führen.
Cecile-Simon Alexander erläuterte auch die Gegenanzeigen. So ist ihrer Auffassung nach bei Verletzungen, Frakturen, Muskelrissen, örtlichen Infektionen und fieberhaften Erkrankungen die Massage kontraindiziert. Deshalb, so die Tierphysiologin, sollten nur anatomisch und physiologisch geschultes Fachpersonal entsprechende Massagen durchführen.
Einzig die Massage von Reptilien lehnt die Fachfrau ab: „Bei wechselwarmen Tieren hat die Massage aus Stoffwechselgründen keinen Zweck.“ Auch bei Vögeln kann sie sich die Massage nicht gut vorstellen. Aber ansonsten setzt nur die Größe der Finger eine Grenze. Peter Lerch
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