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Unterm Strich

Die diesjährige Friedenspreisträgerin des deutschen Buchhandels, Annemarie Schimmel, hat sich wegen ihrer umstrittenen Äußerungen bei dem Schriftsteller Salman Rushdie entschuldigt. In einem vorab verbreiteten Interview mit der Zeitung „Die Woche“ erklärte die Islamwissenschaftlerin: „Sagen Sie ihm, daß ich mich bei ihm für die Wirkung, die meine Worte gehabt haben, entschuldige.“ (Und das ist dann doch wieder keine richtige Entschuldigung, denn die Wirkung, nicht die Worte, waren offenbar in Schimmels Augen falsch. Aber die Wirkung hängt doch wohl von der Wahl der Worte ab. Oder sollen wir annehmen, Frau Schimmel schreibe die Wirkung ganz und gar dem böswilligen Publikum zu? Das wäre allerdings eine recht unwürdige Betrachtungsweise für eine Philologin. Und das genau ist ja wiederum der berechtigte Vorwurf der Öffentlichkeit gewesen, daß Schimmel sich mit ihren Äußerungen zu Rushdie unter ihr Niveau als Wissenschaftlerin begeben hat.) Bei der Preisverleihung in der Frankfurter Paulskirche wolle sie nichts sagen, „was ich nicht voll verantworten kann“. Na, da sind wir aber sehr gespannt.

Der evangelische Theologe und Bürgerrechtler Friedrich Schorlemmer, im vorletzten Jahr Friedenspreisträger, hat Annemarie Schimmel jetzt wegen ihrer Äußerungen zum Fall Rushdie scharf kritisiert. Bei allem Verständnis für tiefe Glaubensgefühle von Muslimen dürfe man – um des Islam willen – vor einem „mörderischen Fundamentalismus“ nicht zurückweichen, sagte Schorlemmer am Dienstag im Deutschlandradio. Die Islamwissenschaftlerin habe in dem strittigen ARD-Interview einen falschen Akzent gesetzt, indem sie auf eine Frage zu den Morddrohungen gegen Salman Rushdie und Taslima Nasrin zuerst Verständnis für die religiösen Gefühle der Muslime geäußert habe. „Muß nicht das erste Wort das Mitgefühl mit dem Gejagten sein? Muß dann nicht das zweite Wort die Forderung sein, dieses Urteil aufzuheben?“ fragte Schorlemmer. Erst dann könne um Verständnis dafür geworben werden, daß es Muslime gebe, die durch Rushdies „Satanische Verse“ tief verletzt wurden. Schorlemmer würdigte die wissenschaftliche Leistung von Schimmel, die sich „gegen Feindbilder wende“. Wo es um Leben und Tod gehe, müsse jedoch jedes Wort auf die Goldwaage gelegt werden.

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