■ Friesisches Fußballteam spielt Match von 1950 nach: Tote Fußballer gehen aufs Feld
Den Haag (taz) – Es war der 7. Mai 1950, als die Fußballwelt in den Niederlanden Kopf stand. Der SC Heerenveen lag eine halbe Stunde vor Spielschluß mit 1:5 gegen Ajax Amsterdam zurück. Da geschah das Wunder: Die Friesen holten auf und schlugen Amsterdam 6:5. Der Club Ajax mußte den nationalen Titel abgeben. Und Abe Lenstra, Spielführer des SC Heerenveen, wurde zur Legende.
In der Stadt erinnert heute das Lenstra-Stadion an den berühmten Sohn. In diesem Sommer wird der Fußballer an seiner Spielstätte wieder zum Leben erweckt. Der 18jährige Jugendspieler Ronnie Pander vom Heerenveener Verein tritt in einem theatralischen Match in die Stapfen seines Vorbildes: Heerenveen und das Tryater-Theater spielen den Wettkampf nach, Pander spielt den Lenstra.
Damit dürfte der inzwischen verstorbene Ab Lenstra nicht gerechnet haben. Eigensinnig wie er war, ging er jedem Starkult aus dem Weg und schlug, der Heimat verbunden, selbst ein Angebot von Inter Mailand aus. 60.000 Zuschauer wollen die Veranstalter des „Abe“-Stücks ins Stadion locken, jedoch auf sieben Vorstellungen verteilt. Zum Problem wird für Tryater-Manager Hans Wassmer die Suche nach Trikots der Amsterdamer Elf aus dem Jahre 1950. Wassmer hatte bereits einen Leihgeber gefunden, der sich aber wieder zurückzog, als er von dem Revival-Spiel erfuhr. Die Enttäuschung von damals scheint fortzudauern. Allerdings zeigt sich Wassmer noch nicht geschlagen: „Das Programm trägt den Untertitel ,Über Theater und die Zeit, als Fußball noch nicht Krieg bedeutete‘. Es wäre doch prima, wenn auch ein paar Ajax-Fans in den Rängen erscheinen.“
Dem Publikum werden nicht nur die Höhepunkte des damaligen Wettstreits vorgeführt, die Heerenveen schon mal mit Trainer Foppe de Haan und seiner zweiten Mannschaft einstudierte. „Wir gehen durch Lenstras gesamtes Leben“, erklärt Regisseur Jos Thie das Zwei-Millionen-Mark-Projekt, an dem bis zu 500 Akteure teilnehmen.
Abe wird insgesamt viermal gezeigt: als kleiner Junge mit großen Träumen, als Fußballspieler und als Erwachsener. Der vierte Abe zeigt den Greis, der im Rollstuhl in Amerika Rinus Michels besucht. Michels war 1950 Spielführer von Ajax Amsterdam. Harald Neckelmann
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