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Plattform-Plattmacher geplättet

■ Greenpeace verhindert Versenkung von verseuchter Ölplattform durch den Shell-Konzern

Shetlandinseln (taz) – Stürmische Südostwinde und meterhohe Wellen verwandeln die von Greenpeace seit drei Wochen besetzte Ölplattform Brent Spar derzeit in eine uneinnehmbare Festung. Shell-Mitarbeiter und schottische Polizeibeamte scheiterten in der Nacht zum Montag mit ihrem Versuch, den Räumungsbefehl gegen Greenpeace-Kapitän Jon Castle auszuführen. Die Umweltschützer wollen „ausharren, bis Shell und die britische Regierung ihre Pläne aufgeben, die hochgiftige Anlage einfach ins Meer zu kippen“, sagte Greenpeace-Sprecher Chris Rose.

Im Februar hatte die britische Regierung dem Ölkonzern erlaubt, die seit vier Jahren stillgelegte Lager- und Versorgungsplattform in den Atlantik zu schleppen und dort zu versenken. Auf der Brent Spar befinden sich Tonnen von Ölschlämmen, radioaktiven Abfällen, Schwermetallen und hochgiftigen Chemikalien.

Ein Edinburgher Gericht hatte am Freitag gegen die von dem Eigentümer Shell verlangte Räumung entschieden, da nicht alle Besetzer namentlich bekannt seien. Lediglich gegen Kapitän Castle konnte die Zwangsräumung verfügt werden. Einen Auftrag, die Besetzer festzunehmen, hat die Polizei daher nicht. Sie soll nur dafür sorgen, daß Recht und Ordnung eingehalten werden, wenn die Shell-Mitarbeiter die Brent Spar entern.

In den frühen Morgenstunden, so berichten die Besetzer, sei das Shell- Allzweckschiff „Stadive“ direkt an die Lagerplattform herangefahren. Greenpeace- Campaigner Ulrich Jürgens nennt dieses Vorgehen „verantwortungslos“, da Shell und die Polizei „genauso wie wir in der Lage sein sollten, den Wetterbericht zu lesen“. Der aber hatte stürmisches Wetter vorhergesagt, das bis Mitte der Woche andauern soll. Darüber hinaus sei die ganze Operation, so Jürgens, äußerst schlecht vorbereitet gewesen. Der Plan, über einen eigens montierten Kran den Hubschrauberlandeplatz der Brent Spar zu erreichen, sei zum Scheitern verurteilt gewesen, weil der Kran zu kurz war. Ohnehin habe sich wohl niemand gefunden, der sich auf das heftig schaukelnde Gerüst getraut hätte. Greenpeace-Leute hatten sich auf dem Hubschrauberlandeplatz angekettet.

„Wir warten ab, bis das Wetter besser wird“, gab sich ein Shell-Sprecher einstweilen geschlagen. Eine für gestern von dem Erdölkonzern anberaumte Pressekonferenz wurde verschoben. In einer gestern veröffentlichten Mitteilung verschweigt die britische Shell in Aberdeen die Besetzung der Plattform durch Umweltschützer. Lapidar heißt es, man habe versucht, auf die Plattform zu gelangen, „um letzte Vorbereitungen für die Versenkung der Brent Spar zu treffen“.

Der dänische Umweltminister Svend Auken hat in einem Brief an seinen britischen Amtskollegen John Gummer gegen die Versenkung der schwimmenden Sondermülldeponie protestiert. Auf der Nordseeanrainer-Konferenz am 8. und 9. Juni in Esbjerg will Auken das Vorgehen der Briten ganz oben auf die Tagesordnung setzen. Hans-Jürgen Marter

Tagesthema Seite 3

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