: Wäschewaschen macht keinem Spaß
■ 75. Geburtstag des Bremer Hausfrauenbundes
Ein taz-Gespräch mit der Vorsitzenden Gunthild Meyer über Wäschewaschen, Hausmänner und ungerechte Hinterbliebenenrente.
taz: Es gibt Mutmaßungen, daß der Unwille der Männer, sich an der Hausarbeit zu beteiligen, mit den Genen zu tun hat.
Gunthild Meyer: Ich kann mir schon vorstellen, daß die betreuende Tätigkeit den Frauen besser liegt. Es wird ihnen aber auch eher zugetraut. Wenn man den Kindern gleiche Chancen geben würde, würde sich das mehr verteilen. Männer können sehr gute Hausmänner sein.
Macht Ihnen eigentlich Wäschewaschen Spaß?
Nein, ich glaube nicht, daß man am Wäschewaschen überhaupt Spaß haben kann. Man kann vielleicht Spaß dran haben, Wäsche, die draußen getrocknet ist und toll riecht, reinzuholen und ordentlich wegzupacken.
Gibt es unter den klassischen Hausfrauentätigkeiten Arbeiten, die Spaß machen?
Mir macht es Spaß zu backen. Oder ein bestimmtes Ereignis zu planen, vorzubereiten, Termine zu setzen.
Im Land Bremen haben sich zwei Männer zum Hauswirtschaftsmeister ausbilden lassen.
Einer ist weggezogen, der andere inzwischen im Schuldienst. Das sind Leute, die ihren eigenen Haushalt schon mal geführt hatten. Während der Ausbildung geht man einmal in der Woche in die Schule, die der Deutsche Hausfrauenbund zusammen mit der Volkshochschule anbietet. Leider ist es nicht mehr so populär, daß Lehrlinge zu einer Meisterin in den Haushalt gehen. Außerdem ist das für den hauswirtschaftlichen Betrieb sehr teuer, weil das in keiner Weise steuerlich absetzbar ist. Früher hat es die Ausbildung im Haushalt sehr viel gegeben, ich selbst habe auch einen Lehrling ausgebildet.
Was nützt einem der Meister?
Man kann ausbilden. Man kann in einen Betrieb gehen, zum Beispiel in eine Großküche, einen Pflegebetrieb oder ein Hotel, wo Meister gebraucht werden.
Achtet eine Meisterin besonders akribisch auf Staub? Daß nichts rumliegt?
Das Meisterliche ist nicht, daß man immer nur putzt. Kein Mensch will vom Fußboden essen. Bei mir liegt oben 14 Tage die Wäsche zum Bügeln. Einen Abwasch kann ich auch anderthalb Tage stehen lassen, wenn ich sinnvolle andere Arbeit zu tun habe. Das wird gut verpackt und weggestellt, daß die Hygiene nicht drunter leidet.
Sie sind Hausfrau und ehrenamtliche Vorsitzende des Bremer Hausfrauenbundes. Wovon lebt der Bremer Landesverband?
Von Mitgliederbeiträgen. Für besondere Aktionen versuchen wir Gelder einzuwerben. Zum Beispiel haben wir gerade eine Sache aufgezogen: „Zeit für mich, Zeit für dich. Mütter gestalten ihr Leben mit Kindern.“ Es geht um junge Frauen, die nach der ersten Berufsphase jetzt in die Familienphase eintreten und damit unzufrieden sind. Da bekommen wir vom Sozialsenator Geld.
Ihr Verband hat sich Großes vorgenommen: Frauen sollen nach dem Ableben ihres Mannes dieselbe Rente bekommen wie der Mann, der alleine zurückbleibt.
Die Hinterbliebenenrente ist heute so aufgeteilt, daß die Frau, die nicht erwerbstätig war während der Ehe, als Witwe nur 60 Prozent der Rente bekommt, während der Mann im umgekehrten Fall weiter 100 Prozent hat. Wir möchten erreichen, daß jeder 80 Prozent bekommt. Es ist überhaupt nicht einzusehen: Die Frau hat weiter die gleiche Miete und laufenden Kosten wie der Mann. Warum muß die Frau dann plötzlich mit 1.200 Mark auskommen, während der Mann weiter 2.000 Mark bekommt?
Vielleicht weil Männer kürzer leben?
Glaub ich nicht. Natürlich leben Männer kürzer, aber das gleicht sich langsam an. Sie gehen ja auch inzwischen etwas sorgfältiger mit ihrer Gesundheit um.
Haben Sie Bündnispartner in Ihrem Kampf?
Wir versuchen vieles über die anderen Frauenorganisationen und die Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände. Wir haben eine Petition an die Bundesregierung geschrieben. Sie hat uns einen abschlägigen Bescheid gegeben. Mit einer fadenscheinigen Begründung. Die Rente des erwerbstätigen Mannes sei ein privater Erwerb. Aber daß die Frau zu Hause geblieben ist, um ihm den Rücken freizuhalten und seinen Haushalt zu bewirtschaften, wird nicht gesehen.
Wie wird das eines fernen Tages bei Ihnen persönlich sein?
Wie haben uns versucht mit Lebensversicherungen so abzusichern, daß ich nicht anders gestellt sein werde. Ich denke, in der heutigen Zeit wird das sowieso anders aussehen, wo die jungen Frauen erwerbstätig bleiben wollen oder nur eine Ausfallzeit haben.
Fragen: Burkhard Straßmann
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen