: Verängstigte Aras
■ Auffangstation für illegal eingeführte oder vernachlässigte Exoten inNiedersachseneröffnet
Gifhorn Verängstigt zetern neun Aras. Nur zögerlich wagen sie den Flug in die Freiluft-Voliere. Diese exotischen Vögel sind lange Zeit nicht artgerecht gehalten worden: Krankheiten und schwere Verhaltensstörungen sind die Folgen. Ruhe und artgerechte Pflege bietet ihnen nun das neue Artenschutzzentrum des Naturschutzbund Deutschland (Nabu). Das Artenschutzzentrum ist untergebracht in der Station für Vogelpflege und Auswilderung des Nabu in Leiferde im Landkreis Gifhorn. Das Land gibt einen Zuschuß von 300.000 Mark und übernimmt die Kosten des Leitergehalts zu 95 Prozent.
Obwohl dieses Artenschutzzentrum, das einzige seiner Art in Niedersachsen, erst jetzt offiziell eröffnet wurde, sind die Volieren und Käfige bereits voll belegt: Neun Aras, zwei Kakadus, drei Schlangen und vier Schildkröten leben jetzt schon in den Käfigen, Terrarien ud Volieren. Sie wurden von den Naturschutzbehörden beschlagnahmt, weil ihre BesitzerInnen sie aus Unwissenheit oder zum Verkauf illegal und meist nicht artgerecht gehalten hatten. Ein Tierarzt hatte zum Beispiel den Besitzer der verängstigten Aras wegen nicht artgerechter Tierhaltung angezeigt. „Die Aras sind uns, wie die meisten beschlagnahmten Tiere, in einem erbärmlichen Zustand übergeben worden“, erzählt der Tierpfleger Olaf Lessow.
Bis allerdings ein Gericht den Ursprung der Tiere geklärt hat, kann es Jahre dauern. Erst danach könne man die Papageien eventuell in einem Zoo unterbringen, sagt der Leiter der Station, Wolfgang Rades. In der ganzen Bundesrepublik gebe es bislang nur drei Auffangstationen für illegal eingeführte Exoten.
Das Washingtoner Artenschutzabkommen schützt die Tiere zwar, berichtet der Biologe, habe aber leider auch den illegalen Handel lukrativer werden lassen. So koste einer der neun Gelbbrust-Aras zwischen 3.000 und 6.000 Mark, ein Hyazinth-Ara aus Lateinamerika oder ein Raben-Kakadu aus Australien bringe auf dem Schwarzmarkt gar 30.000 bis 50.000 Mark ein.
Stationsleiter Rades, Tierpfleger Lessow sowie vier Zivildienstleistende kümmern sich jedoch nicht nur um die exotischen Tiere. Auf dem insgesamt 17.000 Quadratmeter großen Grundstück werden jährlich bis zu 1.500 heimische hilfsbedürftige Vögel von der Amsel über Eisvögel und Krabbentaucher bis zum Fischadler versorgt und auf ihre Wiederauswilderung vorbereitet. Außerdem sucht in der zweitgrößten staatlich anerkannten Storchenpflegestation in Niedersachsen auch „Meister Adebar“ auf den nahen Wiesen nach Fröschen.
Rund 150.000 Mark zahlt der Nabu jährlich an Unterhaltungskosten für die Station. „Ohne ehrenamtliche Mitarbeit der Mitglieder wäre die Arbeit dennoch nicht zu bewältigen“, sagt Rades. Glücklicherweise sei Gifhorn mit 3.500 Mitgliedern der größte Nabu-Kreisverband in Niedersachsen. dpa
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