: Ohne Demütigung
■ Frauenkasse finanziert seit 2 Jahren Abtreibungen / Voller Erfolg / Nach hohen Spendeneinnahmen jetzt leere Kassen
Eine junge Frau ist schwanger, will das Kind nicht bekommen und deswegen abtreiben. Sie ist über ihren Vater versichert, der von der Abtreibung nichts erfahren darf. Von ihrem Studentenbudget kann sie den Eingriff aber auch nicht bezahlen. Was tun?
In solchen Fällen hilft die Frauenkasse, ein Notfonds für einkommensschwache Frauen, die das Geld für den Abbruch einer ungewollten Schwangerschaft selbst nicht aufbringen können. Unmittelbar nach der Verkündung des Bundesverfassungsgerichtsurteils zum Paragraphen 218 vor zwei Jahren hatten sechs Frauen den Fonds gegründet. Die Ärztekammer und Pro Familia schlossen sich sofort an.
Seither hilft die Frauenkasse erfolgreich: Bis heute hat sie bundesweit 740 schwangeren Frauen den Abbruch (mit) finanziert. Eine Abtreibung wird mit maximal 500 Mark unterstützt. „Eine Frau, die dann zu einem teureren Arzt geht, weil sie zu ihm Vertrauen hat, muß den Rest selbst bezahlen“, betont Ika Klar. Die Frauenkasse selbst nimmt ihr Geld durch Spenden ein. Privatleute gaben zum Start insgesamt 360.000 Mark. Allein 15.000 Mark überwiesen die „Memminger Frauen“, Geld, das sie aus eigenen Spendenaufrufen für die Unterstützung angeklagter Frauen übrighatten.
Wer sich an die Hilfsorganisation wendet, muß nicht unendlich viele Anträge ausfüllen. „Wir sind unbürokratisch“, betont Ika Klar. „Man muß immer bedenken, in was für einer Situation sich die Frauen befinden, die sich an uns wenden!“ Mitabeiter der Frauenkasse fragten nur danach, welches Einkommen die Schwangere habe und welche Ausgaben, das reiche aus. Hauptsächlich brauchten solche Frauen Hilfe, die über ihren Mann oder Vater mitversichert sind, der aber nichts nichts von der ungewollten Schwangerschaft erfahren solle. Insgesamt ein Drittel der Frauen seien Ausländerinnen, die in Deutschland nicht versichert sind, berichtet Klar.
Abgerechnet wird dann mit dem Arzt. Die Sprecherinnen der Frauenkasse loben die hohe Kooperationsbereitschaft der Ärzte: Nur wenige Gynäkologen verweigerten die Zusammenarbeit. Auf einem Abrechnungsbogen fanden die Frauen eine Notiz: „Daß Frauen in eine solche psychische, soziale und ökonomische Notlage geraten, sollte eine Gesellschaft beschämen.“
Momentan allerdings besteht die Gefahr, daß die Frauenkasse in eine ökonomische Notlage gerät. Die Gelder aus dem ersten Spendenaufruf sind verbraucht; übrig sind noch 34.000 Mark. Davon müssen weiterhin jeden Monat zwischen 20 und 30 Frauen unterstützt werden. Nina Kaden
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