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Mädchen im Lager schwer mißhandelt

■ Tibet: Junge tibetische Nonne stirbt an den Folgen der Haft

Berlin (taz) – Eine junge tibetische Nonne, die im Februar nach drei Jahren Haft entlassen worden war, ist jetzt offenbar an den Folgen schwerer Mißhandlungen gestorben. Sherab Ngawang war zwölfjährig festgenommen worden. „Als sie aus dem Gefängnis kam, war sie durch die Folter und Mißhandlungen so krank, daß sie in verschiedene Krankenhäuser eingeliefert wurde“, zitiert das Londoner „Tibet Information Network“ (TIN) einen Beobachter in Lhasa. Die Ärzte diagnostizierten schwere Schädigungen der Nieren und der Lunge.

Sherab Ngawang hatte 1992 gemeinsam mit vier anderen Nonnen und einem Mönch einige Minuten lang für die Unabhängigkeit Tibets demonstriert. Im Arbeitslager Trisam in Toelung Dechen, zehn Kilometer westlich von Lhasa ist das Mädchen von Wachmännern mit Elektroschlagstöcken mißhandelt worden, berichten tibetische Zeugen nach Angaben von TIN. Einmal sei sie von vier namentlich bekannten tibetischen Wärtern mit sandgefüllten Plastikrohren so stark geprügelt worden, das sie mit Wunden übersät und kaum wiederzuerkennen gewesen sei. Grund: Die Wärter glaubten, daß Sherab ihnen gegenüber eine Grimasse gezogen hatte, als sie abends die Zellentüren verschlossen. Eine der vier Nonnen, mit denen Sherab verhaftet worden war, starb 1994 in einem Polizeihospital von Lhasa. Sie war zu fünf Jahren Haft verurteilt worden.

Die chinesischen Behörden bestreiten, daß Sherab an den Folgen von Mißhandlungen gestorben ist.

TIN und andere Menschenrechtsorganisationen weisen darauf hin, daß seit 1987 bereits zwölf politische Häftlinge im Gefängnis oder kurz nach ihrer Freilassung unter verdächtigen Umständen ums Leben gekommen sind, davon fünf Frauen. Acht waren unter dreißig Jahre alt. Nach einem am Dienstag von amnesty international veröffentlichten Bericht waren Ende 1994 in Tibet 628 Menschen wegen Pro-Unabhängigkeitsäußerungen in Haft.

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