■ Vorlauf: Die Asphaltrolle
„Startbahn Ost“, West 3, 19.30 Uhr
Der Beton scheint sich eigenständig durch die flache Ebene Schleswig-Holsteins und Mecklenburg-Vorpommerns zu fressen. Mancherorts sind Brücken fertig, anderwärts ist noch unklar, wo die Autobahn A 20 verlaufen wird, die in fünf Jahren die Hansestädte Lübeck, Wismar, Rostock und das polnische Szczecin miteinander verbinden soll. Die Betroffenen, mit denen Filmregisseur Peter Paul Kubitz in seinem Dokumentarfilm „Startbahn Ost“ spricht, kommentieren den Landschaftsfraß zustimmend oder ablehnend, ändern können sie offenbar alle nichts.
Das Ehepaar, dessen Haus der Planierraupe längst zum Opfer fiel, befürwortet die Autobahn. Es müßten die Betriebe „vorwärtskommen“, die sich angesiedelt haben. Die Bürgermeisterin gönnt „jedem otdeutschen Mann ein ordentliches Auto“. Es gibt viele Gründe für die kreuzungsfreie Straße, die ehemalige Wartburg- und Opel-Kraftfahrer sowie polnische Arbeitskräfte und deutsche Unternehmer näherbringen soll.
Die Biologin ist dagegen. Auch auf der Trasse der A 20 gibt es einen Ort, „wo man so viele seltene Tiere zu sehen bekommt“, sagt sie. Als sie durch ein bedrohtes Sumpfgebiet rudert, nennt sie Vogelnamen, die man nicht mehr kennt. Ein bunter Haufen Kinder, Jugendlicher und Erwachsener singt zu Gitarrenklängen Protestlieder wie zu Zeiten der Anti-Atomkraftbewegung. Kubitz zeigt nebelverhangene Landschaftsbilder, der Chor lautmalt: „So soll's bleiben, macht das nicht kaputt.“ Wer aber ist das, der kaputt macht? Der Brückenbauer fühlt sich nicht angesprochen. Seine Viadukte an sich seien schon Landschaftsschutz und die werde es auch zukünftig geben. Schicksal Autobahn. Dirk Wildt
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