: Keine Veto, wenn ...
■ Kosyrew will UN-Resolution zur Eingreiftruppe genau prüfen
London/Moskau/Zagreb (AFP/ dpa) – Rußland will nach den Worten von Außenminister Andrej Kosyrew im UNO-Sicherheitsrat kein Veto gegen die Schnelle Eingreiftruppe einlegen, wenn diese „zum Schutz der UN-Soldaten in Bosnien-Herzegowina“ eingesetzt werde. Nach einem Gespräch mit seinem britischen Kollegen Douglas Hurd erklärte Kosyrew gestern in London, Rußland werde sich den Text der Resolution genau anschauen. „Wenn dieser so ist, wie Premierminister John Major und Außenminister Hurd es mir versichert haben, wird es kein russisches Veto geben.“ Für Rußland gehe es dabei nicht nur um die Frage des Kommandos, sondern auch um die Aufgaben der Truppe.
Kosyrews Stellvertreter Igor Iwanow erklärte in Moskau, die UN-Truppen in Bosnien müßten verstärkt und besser geschützt werden. Er betonte jedoch, die Eingreiftruppe müsse unter dem Oberbefehl der UNO stehen. Rußland werde sich sofort einer solchen Truppe widersetzen, wenn diese die Friedensmission der UN ändere. Mittlerweile hat sich auch UN-Generalsekretär Butros Butros Ghali dafür ausgesprochen, daß die Soldaten dem Kommando der UNO unterstellt werden.
Die Führung der UN-Friedenstruppen hat am Dienstag erstmals einen Luftangriff der Nato auf kroatische Stellungen erwogen. Grund dafür waren „absichtlich gezielte“ Artillerieüberfälle kroatischer Truppen auf einen UN- Stützpunkt im Süden der Krajina in Kroatien, erklärte UN-Chefsprecher Fred Eckhard gestern. „Da die Angriffe aber nach kurzer Zeit eingestellt wurden, haben wir von der Anforderung von Luftunterstützung abgesehen“, sagte er. Bei ihrer Offensive im Süden Bosniens haben die kroatischen Verbände offenbar die Serbengebiete in der Krajina von ihren Hauptversorgungswegen abgeschnitten.
Nach der Freilassung von 108 UN-Geiseln durch die bosnischen Serben hielten diese gestern noch 148 Blauhelme in ihrer Gewalt. Der UN-Sprecher Alexander Invanko erklärte, dem bosnischen Serbenführer Radovan Karadžić seien keine Gegenleistungen in Aussicht gestellt worden.
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