Rechte Gesinnung für Bau-Genossen

■ Geschäftsführer der Gemeinnützigen Märkischen Baugenossenschaft verschickt rechte Berichte

Aus seiner Gesinnung hat Diethard Hasler noch nie einen Hehl gemacht. Jedes Jahr, wenn der Geschäftsführende Vorstandsvorsitzende der Gemeinnützigen Märkischen Baugenossenschaft die Bilanzberichte verschickt, beglückt er die 2.100 Mitglieder auch mit seinen Ansichten zur Gegenwart. Zuletzt belieferte der 50jährige am 8. Mai die „lieben Mieter und Genossenschaftsmitglieder“ mit seiner Interpretation der Feierlichkeiten zum 50. Jahrestag des Kriegsendes.

„Natürlich“, schrieb der Diplom-Politologe in dem zweiseitigen Vorwort, sei es „sehr verständlich, wenn das leidgeprüfte Judenvolk sich in Israel und anderswo“ sammele, um des von „Deutschen verübten Holocaust“ zu gedenken. Dann aber kam Hasler, der seit 23 Jahren die Geschäfte der Märkischen in der Hand hat, zum eigentlichen Kern: „Nur, dient es in Deutschland wirklich den jüdischen Organisationen, nahezu jeden Tag ein neues Mahnmal, eine weitere Gedenktafel oder eine Erinnerungs-Spiegelwand (...) zu fordern und auch gegen demokratische Mehrheitsentscheidungen im Parlament durchzusetzen?“

Nicht zum ersten Mal hat Hasler, der 1966 bis 1970 am Otto- Suhr-Institut der Freien Universität studierte, seine Ressentiments per Post an die Genossen verschickt. Der taz liegen mehrere Berichte aus den vergangenen Jahren vor, in denen er die Weltlage kommentiert. 1991 beklagte er die „Dreistigkeit“, mit der „einige unserer europäischen Nachbarstaaten“ Deutschland als „Zahlmeister“ betrachteten. Das Jahr darauf schrieb er zu den Brandanschlägen in Solingen und Mölln, in das Gefühl der Anteilnahme für die Opfer mische sich jenes des „ohnmächtigen Zorns“ über die „voreiligen, kollektiven Schuldzuweiser in Teilen der Auslandsmedien, der jüdischen Weltorganisationen und der linken Presse im eigenen Lande (...)“

Der siebenköpfige Aufsichtsrat, dem unter anderem ein ehemaliger Polizeioberkommissar und ein Kriminalbeamter angehören, scheint sich an den Berichten seines Geschäftsführenden Vorstands nicht zu stören. „Warum sollte der Aufsichtsrat das monieren? Es sind doch Tatsachen, die da stehen“, rechtfertigt sich Hasler gegenüber der taz.

Die Märkische, 1924 in Karlshorst gegründet, gehört mit 1.472 Mieteinheiten und 86.306 Quadratmeter Nutzfläche zu den kleineren unter den Genossenschaften. Rund 4.000 Mieter wohnen in den Anlagen in West- und Ostberlin. Die Gemeinnützigkeit wurde ihr – wie vielen anderen Genossenschaften – 1934 unter den Nazis zuerkannt. Nach der Gründung der DDR 1949 mußte die Märkische ihren Geschäftssitz in Karlshorst aufgeben und verwaltete ihren West-Besitz fortan von Charlottenburg aus. 1991 erhielt sie ihre alten Wohnungen in Friedrichshagen, Weißensee, Köpenick und Karlshorst zurück.

Den Expansionskurs der Märkischen setzte Hasler im vergangenen Jahr mit der Übernahme der Beamtensiedlungs-Genossenschaft fort. Offenbar zur Zufriedenheit der Genossen. Auf der Mitgliederversammlung am 31. Mai dieses Jahres, so erzählt er, habe niemand seinem Jahresbericht zum 8. Mai widersprochen: „Meine Worte sind offenbar deutlich verstanden worden.“ Severin Weiland