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Nizza wählte am weitesten rechts

■ Die rechtsextreme Front National legt bei den Kommunalwahlen in Frankreich noch einmal zu / Konservative und Sozialisten verteidigen ihre Hochburgen

Paris (taz) – Landesweit sind es „nur“ 6,6 Prozent der Stimmen, die die Front National am Sonntag erreichte – dennoch ist sie schon jetzt die Gewinnerin der französischen Kommunalwahlen. Denn die rechtsextreme Partei wird am nächsten Sonntag in über 100 Orten am zweiten Wahldurchgang teilnehmen. In manchen Städten – Vitrolles (43 Prozent) und Marignane bei Marseille (33 Prozent), Dreux bei Paris (35 Prozent) und Toulon an der Mittelmeerküste (31 Prozent) – schafften ihre Kandidaten den ersten Platz und haben damit Chancen, Bürgermeister zu werden. Andernorts wird die Partei wohl als Zünglein an der Waage in die Rathäuser einziehen.

Den konservativen Parteien und den Sozialisten gelang es, ihre Hochburgen zu verteidigen. In Bordeaux schaffte Premierminister Juppé bereits im ersten Durchgang mit 50 Prozent die nötige absolute Mehrheit, in Straßburg (53 Prozent), Nantes (56 Prozent) und Mont-de-Marsan (57 Prozent) gelang dies sozialistischen Kandidaten. Die Kommunisten müssen teilweise schwere Niederlagen hinnehmen – und laufen Gefahr, mit Le Havre ihre letzte Großstadt zu verlieren. Die Umweltparteien verschwanden beinahe vollständig. Nur ganz wenige ihrer Kandidaten haben über 10 Prozent der Stimmen erhalten und nehmen damit am kommenden Sonntag am entscheidenden zweiten Durchgang teil. Die Wahlbeteiligung erreichte mit nur 69 Prozent einen historischen Tiefstand.

Die Front National, deren Wählerpotential größer ist als ihre personelle Basis, hatte in den vergangenen Wochen händeringend nach Kandidaten für ihre Wahllisten gesucht. Angesichts des Mangels konzentrierte sie sich schließlich auf ihre traditionellen Hochburgen und auf Gemeinden mit über 10.000 Einwohnern und verzichtete andernorts auf Kandidaturen. Fast überall bestätigte und übertraf sie mit dieser Taktik den Erfolg ihres Präsidentschaftskandidaten Jean-Marie Le Pen, der im April 15 Prozent der Stimmen gewonnen hatte. In der nordfranzösischen Minenstadt Tourcoing kam die rechtsextreme Liste mit 32,4 Prozent auf den dritten Platz, in Mülhausen schaffte sie mit 30,5 Prozent der Stimmen den zweiten Platz und in der elsässischen Kleinstadt Obernai (siehe taz vom Samstag) belegte sie mit 17,6 Prozent den dritten Platz.

Das Ergebnis führt in den Orten, in denen es im ersten Durchgang keine absolute Mehrheit gab, zu Drei-, Vier- und Fünfeckskonstellationen für den kommenden Sonntag. Landesweit am rechtesten wählte Nizza, wo der abtrünnige Front-National-Politiker Peyrat 33 Prozent der Stimmen bekam, daneben erhielt der offizielle Kandidat der Front National 12 Prozent und derjenige der Regierungsparteien 27 Prozent.

Außer ihnen schaffte in der Mittelmeerstadt noch ein sozialistischer Politiker knapp den Sprung in den zweiten Durchgang. Um ein Erstarken der Front National stellenweise doch noch zu verhindern, verkündete die Sozialistische Partei gestern, sie werde ihre Kandidaten dort zurückziehen, wo sie ohnehin auf verlorenem Posten stünden. Eine Zusammenarbeit mit den Rechtsextremen – so haben Konservative und Sozialisten in den vergangenen Monaten unisono versprochen – käme ohnehin nicht in Frage. Dorothea Hahn

Kommentar Seite 10

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