: Unterm Strich
Der Besuch jüdischer Autoren in Rumänien hat antisemitische Reaktionen hervorgerufen. Der Vorsitzende der ultranationalistischen Partei „Romania Mare“ (Großrumänien), Corneliu Vadim Tudor, verlangte nach Darstellung des staatlichen rumänischen Rundfunks, daß der israelische Schriftsteller Shaul Carmel in Rumänien zur Persona non grata erklärt wird, weil er „die Ehre des rumänischen Volkes verletzt“ habe. Vorausgegangen war ein Eklat am Rande eines Schriftstellerkongresses, der am Samstag im rumänischen Schwarzmeerkurort Neptun zu Ende gegangen war. Versammelt hatten sich rund 300 Schriftsteller aus Rumänien und anderen Staaten, darunter auch eine Gruppe rumänisch schreibender Autoren aus Israel. Zum Abschluß waren alle Teilnehmer zu einem Empfang bei Staatspräsident Ion Iliescu eingeladen, zu dem unvorgesehenerweise auch Corneliu Vadim Tudor, Herausgeber der antisemitischen Wochenzeitung „Romania Mare“, erschien. Daraufhin verließ die jüdische Delegation unter Leitung von Shaul Carmel aus Protest den Empfangssaal im Bukarester Präsidentenpalast. Ihr schloß sich die gesamte Leitung des rumänischen Schriftstellerverbandes an, der Tudor ausdrücklich nicht eingeladen hatte. Tudors Splitterpartei „Romania Mare“ gehört zur rumänischen Regierungskoalition. Sie stellt zwar keine Minister, übt aber über zahlreiche Staatssekretärsposten eine gewisse Macht aus.
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