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COPEX–Rüstungsmesse allein zu Haus?

■ Mercedes Benz sagt internationale Rüstungsmesse ab / Auch Ministerien bekunden Desinteresse / Die Veranstaltung findet statt – eine Absage wäre zu teuer

Bonn (taz) – Die umstrittene Rüstungsmesse COPEX findet ohne die Mercedes Benz AG statt. Ein Sprecher teilte mit, man habe die „sehr massiven Vorwürfe geprüft und seine Teilnahme daraufhin abgesagt“, um einem „Imageschaden“ vorzubeugen. Bei Daimler Aerospace sei diese Prüfung noch nicht abgeschlossen. Beide Firmen hatten rund 60 Quadratmeter Standfläche reserviert, um unter anderem gepanzerte Geländefahrzeuge vorzustellen.

Zum Angebot auf der COPEX 1994 in England zählten einem britischen Fernsehbericht zufolge auch Folterwerkzeuge wie Elektroschlagstöcke und Fußfesseln. Friedens- und Menschenrechtsgruppen wollen deshalb die „Fachausstellung für militärische und polizeiliche Spezialeinsätze, friedenserhaltende und friedensschaffende Einsätze sowie für nachrichtendienstliche Einsätze“ verhindern. Auch amnesty international äußerste sich besorgt. Am 27. und 28. Juni steigt das internationale Treffen von Rüstungsfans erstmals in der Bundesrepublik, in der Stadthalle Bonn-Bad Godesberg. Zu den Ausstellern zählen unter anderem die Waffenfirmen MEN, Wischo und Accuracy.

Daheim bleibt dann wohl auch der Bundesgrenzschutz (BGS). „Der Bundesgrenzschutz nimmt an dieser Veranstaltung dienstlich nicht teil“, sagte ein Sprecher des Innenministeriums. „Wir können allerdings keinem verbieten, sie privat zu besuchen.“ Das Verteidigungsministerium winkt ebenfalls ab. „Handschellen und Gummiknüppel“, so Sprecher Josef Krieg, „sind nicht das, was uns interessiert.“ Völlig andere Informationen hingegen verbreitet Organisator Karl-Heinz Dissberger, Geschäftsführer des Barett-Verlags in Solingen: So seien 50 Mitglieder des Verteidigungsministeriums avisiert, in Dienstfunktion hätten sich auch mehrere Angehörige des BGS angemeldet. Die Fernsehbilder von Folterwerkzeugen in den Auslagen der COPEX '94 seien laut Dissberger offensichtlich gefälscht, ein entsprechender Prozeß bereits angestrengt. Beweise präsentierte der Unternehmer nicht. Auch wartet er bislang vergeblich auf das Grußwort für seinen Ausstellungskatalog, um das er Innenminister Manfred Kanther ersucht hatte.

Ein Bündnis von RüstungsgegnerInnen, unter ihnen Mitglieder der SPD und der Grünen in Bonn, hat währenddessen für die Dauer der zweitägigen Messe Friedensgebete, einen Menschenteppich, Demonstrationen und Kundgebungen angekündigt. Zum COPEX- Boykott ruft auch Bonns Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann (SPD) auf. Protestbriefe an die Aussteller nützen derweil wenig. „Wenn die Ausländerin Ali Al- Nasani sich mit großer Sorge um die Veranstaltung COPEX kümmert“, antwortet etwa die Braunschweiger Firma „Schuberth Helme“ dem Referenten für AusländerInnen im AStA der Uni Bonn, „dann sollte sie mal öffentlich bekanntgeben, mit welchen Mitteln sie in ihrem eigenen Heimatland gegen die dortigen Folterwerkzeuge angegangen ist.“

Und juristisch ist die Show nicht mehr zu verhindern, wenn die Stadtverwaltung Schadensersatzforderungen in Millionenhöhe vermeiden will. Das mußte Bonns Stadtkämmerer feststellen, als er sich mit dem Veranstalter traf, um nochmals einen Blick in dessen Vertrag mit dem privaten Pächter der Stadthalle zu werfen. Der Verwaltungsbeamte hält indes ein Trostpflaster für die politischen Größen im Bundesdorf bereit: Künftig soll das ganze nicht mehr in Bonn stattfinden, sondern in Hennef – wenige Kilometer entfernt. Bernd Neubacher

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