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Eggert: „Anonyme Gerüchtestreuer“

Der sächsische Innenminister Heinz Eggert bestreitet, Mitarbeiter sexuell belästigt zu haben  ■ Aus Dresden Detlev Krell

Dresden (taz) – Sachsens Ministerpräsident Kurt Biedenkopf hat Innenminister Heinz Eggert gestern auf dessen Wunsch beurlaubt. Gleichzeitig ordnete er an, die gegen den CDU-Politiker öffentlich gemachten Vorwürfe der sexuellen Belästigung durch eine unabhängige Untersuchung überprüfen zu lassen. Bis zum Ende dieser Überprüfung würden sowohl er als auch Eggert zum Gegenstand keine Erklärung abgeben. Eggerts Amtsgeschäfte übernimmt kommissarisch Justizminister Steffen Heitmann.

Rechtzeitig vor dem für Oktober anberaumten CDU-Landesparteitag qualmt nun die Gerüchteküche um den stellvertretenden CDU-Parteivize Eggert. Ihm sei „schon seit über einem Jahr bekannt, daß Gerüchte gestreut werden, die meine sexuelle Orientierung betreffen und behaupten, ich hätte Mitarbeiter angegriffen“, stellte gestern der sichtlich nervöse Politiker zu den im Spiegel gegen ihn erhobenen Anschuldigungen klar. Doch wäre es ihm „nie gelungen, den Kreis der Gerüchtestreuer zu erkennen“. Eggert sagte weiter, „daß es keinen einzigen Fall gibt, wo ich Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter sexuell belästigt oder versucht habe, sie sexuell zu nötigen“.

Der sächsische Innenminister vermutet hinter den Anschuldigungen zwar einen „bestimmten Personenkreis“, kenne aber bisher „weder Namen noch den Inhalt der Vorwürfe“. Vor neun Wochen, so Eggert, hat sich eine nicht näher beschriebene Zahl „enger Mitarbeiter“ an die Staatskanzlei gewandt und „sexuelle Belästigungen“ geschildert. Die Staatskanzlei habe den Mitarbeitern Vertraulichkeit zugesichert. Eggert entgegnet auf das konspirative Vorgehen: „Ich habe keine Lust, mich mit fiktiven Anschuldigungen öffentlich auseinanderzusetzen.“ Ihm wäre es „eine Erleichterung gewesen, wenn mich jemand angezeigt hätte, denn dann könnte ich reagieren.“ Doch auf die strafrechtliche Verfolgung der in eidesstattlichen Erklärungen protokollierten Taten kommt es den „Mitarbeitern“ offenbar ebensowenig an wie auf eine Aussprache mit dem öffentlich diskreditierten Politiker.

Ministerpräsident Kurt Biedenkopf, der mit seinem Minister sowohl vor als auch nach der Veröffentlichung über diese Anschuldigungen gesprochen hatte, hatte bereits im Spiegel erklärt, er sehe „nicht den geringsten Grund, an der Integrität von Heinz Eggert zu zweifeln“.

Unabhängig davon, wie die Untersuchung endet: Eggerts Ansehen und seine bisher überraschend steile Karriereleiter werden schon heute irreversiblen Schaden genommen haben.

Der ehemalige Pfarrer wäre nicht der erste sächsische CDU- Politiker, der mit Gerüchten vom Stuhl geschleudert würde. Vor ihm mußte Fraktionschef Herbert Goliasch gehen. Unmittelbar vor der Neuwahl der Fraktionsführung waren völlig unhaltbare Gerüchte über eine mögliche „KGB-Tätigkeit“ Goliaschs aufgetaucht.

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