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Autobombe in Madrid

■ Spaniens Innenminister verplappert sich und zweifelt an ETA-Täterschaft

Madrid (taz) – Bei einem Bombenanschlag in der Fußgängerzone von Madrid kam gestern früh ein Polizist ums Leben. Zwei weitere wurden verletzt. Unter den Passanten gab es keine Opfer. Die Straße war nach einem anonymen Anruf um 6.45 Uhr weiträumig abgeriegelt worden, eine halbe Stunde später explodierte die Bombe zwischen zwei großen Kaufhäusern.

Der anonyme Anrufer hatte sich bei der Feuerwehr und verschiedenen Radiosendern als Mitglied der baskischen Separatistengruppe ETA ausgegeben. Die drei in Mitleidenschaft gezogenen Polizisten hatten daraufhin versucht, die in einem gestohlenen Opel deponierte Bombe zu entschärfen. Die Druckwelle der Explosion zertrümmerte im Umkreis von hundert Metern alle Fensterscheiben.

Das Attentat wirft viele Fragen auf. Die bisher 23 Autobombenanschläge der ETA in der spanischen Hauptstadt hatten immer militärische und polizeiliche Einrichtungen oder vorbeifahrende hohe Persönlichkeiten zum Ziel – so der letzte Anschlag im April auf den Vorsitzenden der konservativen Volkspartei. Vorwarnungen sind dabei nicht üblich. Da der neue Anschlag nicht die bekannte Handschrift der ETA trage, werde die Staatsanwaltschaft keine Möglichkeit ausschließen, sagte Spaniens Innen- und Justizminister Juan Alberto Belloch gestern in einer ersten Erklärung drei Stunden nach dem Attentat. Wen er denn ansonsten im Visier habe, darüber schwieg er sich aus.

Als er sich wenige Stunden später der Brisanz seiner Worte bewußt geworden war, widerrief der Minister: Natürlich sei es ETA gewesen, hieß es nun. Bei der Bombe habe es sich um eine Falle gehandelt, um möglichst viele Polizeibeamte zu töten.

Solange kein Bekennerschreiben vorliegt, darf weiterspekuliert werden. Eines steht schon jetzt fest: Die Bombe hat den spanischen Abhörskandal aus den Schlagzeilen verdrängt. Wem das wohl nützt? Reiner Wandler

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