: Auftrieb für den Palazzo Prozzo
■ Vor dem Haushaltsausschuß des Bundestags fordern Experten, über Nutzungen statt über den Abriß nachzudenken
Vor den Abgeordneten des Bundestages hat der Palast der Republik gestern in Bonn Punkte gesammelt. Bei einer Anhörung vor dem Haushaltsausschuß sprachen sich Experten dafür aus, zuerst über die künftige Nutzung des Baus zu entscheiden und anschließend die Methode der Asbestsanierung festzulegen. Der „Gemeinsame Ausschuß Bonn und Berlin“ hatte sich Ende Mai für eine andere Reihenfolge entschieden: Danach sollte das Gebäude ungeachtet einer künftigen Entscheidung über Abriß oder Erhalt bis auf das pure Stahlskelett saniert werden.
Die Haushaltsexperten des Bundestags, die für jeden Bauschritt an dem bundeseigenen Palast Geld genehmigen müssen, scheinen nicht gewillt, dieser Vorgabe zu folgen. „Ohne Nutzungskonzept brauchen wir keine Mark in die Hand zu nehmen, denn jede Mark wäre fehlinvestiert“, sagte Ausschußvorsitzender Helmut Wieczorek (SPD). Das Gremium fällte gestern allerdings keine Entscheidung. Vor dem Ausschuß machte weniger der pathetische Palast-Appell des von der PDS kurzfristig abgestellten Abgeordneten Stefan Heym Eindruck als vielmehr die nüchternen Darlegungen der Bausachverständigen. Die Berliner Architektin Nanna Fütterer sowie der Stuttgarter Ingenieur Horst Bossenmayer erklärten, der Streit über die richtige Sanierungsmethode könne erst entschieden werden, wenn zuvor Klarheit herrsche, wie der Bau künftig genutzt werden soll.
Zuvor hatten Experten vor dem Gremium darüber gestritten, ob auch eine das Gebäude weitgehend schonende und preiswertere Asbestsanierung erfolgversprechend sei – ohne zu einem gemeinsamen Ergebnis zu kommen.
Kaum neue Argumente brachte dagegen die Debatte um die politische und kulturelle Bedeutung des Protzbaus zwischen Palast-Gegnern wie Senator Volker Hassemer auf der einen und Erhaltungs-Befürwortern wie Gabriele Dolff-Bonekämper und Senator Ulrich Roloff-Momin auf der anderen Seite. Die Denkmalpflegerin Dolff-Bonekämper schlug vor, dem Gebäude durch Reinigung der bedampften Glasflächen mehr Transparenz zu verleihen.
Während die Vertreter aus der Fraktion von CDU/CSU keinen Grund für den Erhalt des Palasts der Republik sahen, gab sich die Berliner Abgeordnete Franziska Eichstädt-Bohlig (Bündnis 90/Die Grünen) gestern zuversichtlich, daß mit der Anhörung die Aussichten für einen Erhalt des seit fünf Jahren nicht mehr genutzten Baus weiter gestiegen seien. Der Haushaltsausschuß wird sich voraussichtlich erst im Herbst wieder mit der Zukunft des Palasts befassen. Hans Monath
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