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Gurke des Tages

Der Oberpfaffe hatte eine Scheißangst – und zwar vor Menschen, die von ihm und seinesgleichen gerne beleidigt werden. Also versuchte Kardinal John O'Connor in der New Yorker Kathedrale zum Heiligen Patrick mit einer versöhnlichen Predigt das gespannte Verhältnis der katholischen Kirche zu Homosexuellen zu glätten, um seine Angst in den Griff zu bekommen. Kurz bevor Zehntausende von Schwulen und Lesben mit provozierenden Sprechchören an dem Gotteshaus vorbeizogen, sagte der Geistliche am Sonntag: „Die meisten Menschen, deren sexuelle Orientierung anders ist als die der Mehrheit, sind gute, anständige Leute, die verantwortungsvoll zu leben versuchen.“ Zu dem traditionellen bunten Zug durch das Zentrum von Manhattan, die Fifth Avenue hinunter, hatten die unterschiedlichsten Gruppen der Szene aufgerufen, darunter homosexuelle Polizeibeamte, schwule Buddhisten oder Selbsthilfegruppen von Aidsinfizierten. Die Katholische Liga für Religiöse Rechte und Bürgerrechte hatte die Behörden vergeblich gebeten, die Marschroute so zu ändern, daß sie nicht an der Kathedrale vorbeiführt – Gerüchten zufolge sollte vor der Kirche ein Massenstriptease stattfinden. Bürgermeister Rudolph Giuliani lehnte dies jedoch ab und reihte sich mit in den Zug ein. Und bis auf einen blanken Busen waren vor der Kathedrale nur ordentlich kostümierte Homosexuelle zu sehen.

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