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Viele Dollars bringen Daimler wenig Freude

■ Konzern rechnet für 1995 mit Verlust – vor allem der Dollar ist schuld

Stuttgart (AP) – Daimler-Benz rechnet im laufenden Geschäftsjahr 1995 mit einem empfindlichen Verlust. Deutschlands größter Industriekonzern machte gestern die starke Mark und den schwachen Dollar verantwortlich. Experten sagen, daß vor allem die Daimler- Tochter Dasa viele Geschäfte in Dollars abgeschlossen habe und dadurch nun Verluste in dreistelliger Millionenhöhe verzeichne.

Bei Daimler in Stuttgart hieß es, diese Verluste hätten auch durch Verbesserungen im operativen Geschäft und zusätzliche Kosteneinsparungen nur teilweise ausgeglichen werden können. Über die Höhe ihrer roten Zahlen wollte Daimler-Sprecher Roland Klein nichts sagen. Schon vor Eröffnung der Börse ging der Daimler-Kurs um 33 Mark oder über fünf Prozent zurück. Der Frankfurter Aktienindex DAX fiel gestern um 26 Punkte.

Der seit Ende Mai amtierende Vorstandschef Jürgen Schrempp will nach Kleins Angaben Daimler nun unabhängiger vom Dollar- Kurs machen. Weitere Produktionsverlagerungen ins Ausland und höhere Einkaufsbezüge bei ausländischen Zulieferern sollen die Empfindlichkeit verringern. Die Aufwendungen für entsprechende Rückstellungen könnten deutlich über eine Milliarde Mark hinausgehen, sagte der Sprecher.

Klein wollte auch nicht ausschließen, daß es in diesem Jahr, über den bereits angekündigten Personalabbau um 13.000 Arbeitsplätze hinaus, zu weiteren Stellenkürzungen in Deutschland kommen könne. 1994 waren bereits 25.800 Arbeitsplätze gestrichen worden, und die Zahl der Arbeitsplätze im Konzern war auf 330.500 Mitarbeiter gesunken.

Nach der ursprünglichen Konzernplanung hatte sich das Ergebnis der betrieblichen Tätigkeit von derzeit 2,7 Milliarden Mark bis 1997 verdoppeln sollen. Doch bis Ende April wurden mit 30,7 Milliarden Mark lediglich zwei Prozent mehr umgesetzt als im gleichen Zeitraum des Vorjahrs. Der Umsatz wird nach Angaben von Daimler wohl nur von 104 auf 105 Milliarden Mark steigen. Gewinne werden jetzt erst wieder für 1996 erwartet. Nicola Liebert

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