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Wann ist der Tod ein Tod?

■ Keine Einigung bei Anhörung zum Transplantationsgesetz

Bonn (dpa) – Ob der Mensch nach Ausfall aller Gehirnfunktionen wirklich tot ist, oder ob der Hirntod lediglich ein Abschnitt im Prozeß des Sterbens ist, bleibt umstritten. Das ergab gestern eine ganztägige Anhörung von Vertretern aus Wissenschaft und Kirchen sowie Juristen und sachkundigen Laien vor den Bundestagsausschüssen für Gesundheit und Recht in Bonn. Geladen waren 22 Einzelsachverständige und 33 Verbände.

Die Anhörung gehörte zur Vorbereitung für das erste Transplantationsgesetz der Bundesrepublik Deutschland, das im September beraten werden soll. Besonders umstritten ist dabei die Frage, ob nur die potentiellen Organspender selbst die Zustimmung für eine spätere Organentnahme geben können („enge Zustimmungslösung“), oder ob eine fehlende Zustimmung durch die Angehörigen ersetzt werden kann („erweiterte Zustimmungslösung“).

In der Anhörung stießen die seit Jahren umstrittenen Positionen aufeinander. Ärzteverbände, einige Juristen, Krankenhausfachleute wie auch die großen Kirchen erkannten den Hirntod als medizinisch klar definiertes und zuverlässiges Todeskriterium an. „Ohne Hirn kann der Mensch nichts mehr tun, nichts mehr erfahren, nichts mehr erleiden“, sagte der Münchner Neurologe Heinz Angstwurm.

Die Gegenmeinung vertraten neben anderen pointiert Klaus Dörner von der Westfälischen Klinik für Psychiatrie sowie Linus Geisler aus Gladbeck. „Hirntod ist nicht mit dem Tod des Menschen gleichzusetzen“, sagte Dörner. Geisler wies auf die Fortsetzung vielfältiger Körperfunktionen beim Hirntoten hin. Der Hirntote sei noch warm und durchblutet, bei Organentnahme steige der Blutdruck, auch blieben Männer noch fortpflanzungsfähig. Schwangere Frauen könnten sogar dem Kind das Leben schenken.

Allerdings sprachen sich auch die Anhänger dieser Theorie für Organentnahmen nach dem Hirntod aus. Sie knüpften aber Beschränkungen daran und verlangten eine enge Zustimmungslösung.

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