piwik no script img

Sterbehilfe für Randgruppen -betr.: "Kommt Supersenatorin Tine Wischer", taz vom 26.6.1995

Betr.: „Kommt: Supersenatorin Tine Wischer“, taz vom 26.6.

Obwohl ich als Angestellte der Naturfreundejugend die Zusammenlegung der Ressorts Jugend und Umwelt nicht für ganz daneben gegriffen halte, finde ich, daß die kommende Senatorin nicht zu beglückwünschen ist. Oder etwa doch? Finden sich zu den stets unzufriedenen, meckernden, teuren „Randgruppen“ der Armen, Lahmen und Jugendlichen nun auch die Frauen und die Umwelt dazusortiert. In diesem Ressort dürften sich jetzt wohl 80 Prozent der 0- bis 100jährigen BremerInnen vertreten sehen. Bleibt zu fordern, daß dieses Ressort den Bremer Haushalt federführend entwickelt. Oder ist beabsichtigt, daß diese lebendige, schützenswerte Mischung sich gegenseitig ersticken soll? Die kommenden Kürzungen sind wohl jetzt als aktive Sterbehilfe für die „Randgruppen“ zu sehen. Aber: auf Marmor unter stählernen Glasdächern sind wir gestorben. Amen.

Anja Stahmann

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen