■ Mit fairen Bananen auf du und du: Krumme Entwicklung
Seit dem 1. Juli 1993 steht der europäische Bananenmarkt kopf. Ziel der damals eingeführten Gemeinsamen Marktorganisation für Bananen (GMO) war offiziell die Vereinheitlichung des Marktgefüges. Daneben soll die Produktion der EU- Staaten Spanien, Frankreich, Griechenland und Portugal gegenüber den billigeren Bananen aus der lateinamerikanischen Dollarregion geschützt werden – genauso wie diejenige der Ex-Kolonien in den Afrika-, Karibik- und Pazifikstaaten (AKP).
Zur Durchsetzung der Ziele wurde ein äußerst kompliziertes Instrumentarium entwickelt. Während EU- und AKP-Bananen de facto zoll- und lizenzfrei eingeführt werden dürfen, beschränkt die GMO die Einfuhr von sogenannten Drittlandbananen aus Lateinamerika. Jenseits eines jährlich neu festgelegten Kontingents werden saftige Strafzölle erhoben. Ergebnis: Die Preise stiegen, der Bananenkonsum sank. Dadurch verkaufen auch die Länder, die geschützt werden sollten, weniger Bananen.
In Deutschland, wo die süßen Gelben um die Hälfte teurer wurden, beklagte der Fruchthandel „dramatische Umsatzverluste“. Auch die Bundesregierung setzt sich für die Rückkehr zu einem liberalen Marktgefüge ein. Erst Ende Mai legte Außenminister Kinkel dem Ministerrat der EU ein Memorandum vor, in dem er unter anderem die Erhöhung der Importquote für Drittlandbananen und eine Änderung des Verteilerschlüssels des Zollkontingents zugunsten der Importeure von solchen Bananen vorschlägt.
Der aussichtsreichste Versuch, die GMO zu kippen, scheint aber derzeit von der Klage des mittelständischen Fruchtimporteurs T. Port auszugehen. Mit dem Hinweis, die GMO verstoße gegen das weltweite Zoll- und Handelsabkommen, verfügte das Hamburger Finanzgericht die zoll- und lizenzfreie Einfuhr von 3.500 Tonnen Bananen. Jetzt droht dem EU-Gerichtshof eine Prozeßlawine.
Aus der Sicht der „Bananen- Kampagne“, die unter anderem von BanaFair, Buko-Agrarkoordination und der Nord-Süd- Initiative Germanwatch getragen wird, muß die Europäische Union in die GMO überprüfbare soziale und ökologische Mindeststandards integrieren und ein kontrolliertes Warenzeichen für „faire Bananen“ entwickeln. Ein EU-Fonds soll Pflanzern, die zu einer Umstellung ihrer Produktion bereit sind, Unterstützung gewährleisten. Faire Bananen sollten mit einer eigenen Quote bevorzugt werden. Boris Scharlowski, BanaFair
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