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Das Haus hält länger, als ein Baum wächst

■ Berliner Tischler baut umweltschonende Blockhäuser: Das waren schon Niedrigenergiehäuser, da gab's diesen Begriff noch gar nicht / Manche Bauherren wollen nur Geld sparen, beim Kauf und durch geringere Heizkosten

Blockhäuser schonen das Klima. Dieser festen Überzeugung ist der Bautischler Frank Wunderlich und versucht allerorten, potentielle Kundschaft von den Vorteilen dieser Bauweise zu überzeugen. Denn Wunderlich verkauft die Holzhäuser in seinem Pankower Büro in Berlin – und glaubt daran, da sie sich auch auf dem deutschen Markt durchsetzen können.

Über die verschärfte Wärmeschutzverordnung habe er sich gefreut, versichert der gebürtige Sauerländer: „Blockhäuser waren schon Niedrigenergiehäuser, da gab's diesen Begriff noch gar nicht.“ Holz leitet praktisch keine Wärme, so die einfache Erklärung, die er an einem Beispiel erläutert: „Einen Holzlöffel kann ich problemlos ewig in der Suppe auf der Herdflamme lassen, den Metallöffel kann man schon nach ganz kurzer Zeit nicht mehr anfassen.“

Die angenehme Folge für Bewohner eines Blockhauses ist, da die Heizkosten erheblich geringer sind. „Zur Zeit habe ich einen Kunden, dem der Umweltschutz ziemlich egal ist“, erzählt Wunderlich, „der will ganz einfach Geld sparen.“ Und das kann er schon beim Bau, denn für 2.500 Mark pro Quadratmeter könne man sich ein schlüsselfertiges Haus bauen lassen, „da ist der Keller und alles mit drin“.

Wer nur einen Bausatz kaufe und viel Eigenarbeit mit einbringe, so Wunderlich, könne diesen Preis auf rund 1.000 Mark drücken. Das überzeuge mehr und mehr Bauherren, die Blockhäusern zunächst skeptisch gegenberstünden. Über das gesunde Raumklima werde sich der Sparer dennoch später freuen, ist sich Wunderlich sicher, „schließlich atmet Holz“.

„Dampfdiffusionsoffen“ ist der zungenbrecherische Fachbegriff für die Tatsache, da ein mit natürlichen Materialien gedämmtes Holzhaus Feuchtigkeit aus der Raumluft aufnimmt und sie wieder abgibt, wenn drinnen trockene Luft ist, oder nach außen leitet, ohne da die Nässe von draußen ins Innere dringen kann. Das klappt jedoch nur, wenn nirgends Dampfsperren eingebaut sind, etwa Dämmatten aus Glaswolle.

Wunderlich selbst empfiehlt seinen Kunden vor allem den aus Altpapier hergestellten Zellulosedämmstoff Isodan. Die Kombination von Holz und Papier ermgöliche, da die Raumluft ohne erheblichen Wärmeverlust mehrfach täglich ausgetauscht werde. Festgestellt habe er das in Kanada, wo er sich mit 20 Jahren sein erstes Blockhaus direkt aus Baumstämmen baute: „Wenn wir abends geraucht haben, war davon morgens nichts zu riechen, obwohl wir nicht gelüftet haben.“ Dennoch sei es keineswegs kalt geworden, versichert der Holzhaus-Fan.

Wegen des hohen Luftaustauschs legt er besonders Asthmatikern Blockhäuser ans Herz. Da pflichtet ihm der Bundesverband der Fertighaus-Hersteller bei: Gerade für Allergiker seien Holzhäuser empfehlenswert, so der Verband, dessen Mitglieder keineswegs nur Holzprodukte anbieten.

Einer der Marktführer der Holz-Fertighäuser verweist zudem auf die hohe Stabilität der Holzhäuser: „Selbst bei größeren Beben in Norditalien sind unsere dort gebauten Häuser nicht eingestürzt“, so Okal-Geschäftsführer Otto Kreibaum: Experimente der Technischen Hochschule Darmstadt hätten ergeben, daß sich Holzbauten unter Erdbebenlast „den Beanspruchungen entziehen, ohne zu kollabieren“. Schließlich sei über die Kette der Verzahnungen der unterste Balken mit dem obersten verbunden, erklärt Wunderlich, „jeder einzelne wird von allen gehalten“.

Mit Fertighäusern will er dennoch nichts zu tun haben: „Ich plane jedes Haus ganz individuell für jeden einzelnen Kunden“, seine Partner in Finnland und Kanada fertigen die Balken entsprechend an. Blockhäuser, wie er sie zur Zeit rund um Berlin, bei Bremen und bei Hamburg aufbaue, könnten mindestens 100 Jahre halten: „Kanadier sagen, daß ein Blockhaus 500 Jahre hält.“

Und diese Haltbarkeit ist für Wunderlich ein entscheidendes Argument für Holz als ökologischen Baustoff: „Das Haus hält länger, als ein Baum zum Wachsen braucht.“ Selbst die nordische Kiefer, die langsamer wächst, dadurch dichter und stabiler ist, brauche höchstens 50 bis 80 Jahre, um den nötigen Umfang zu erreichen, die Wiederaufforstung im gleichen Maß sei also problemlos zu machen. „Mein Partner in Kanada ist Deutscher, der paßt unheimlich auf, daß die Plantagen aufgeforstet werden“, betont Wunderlich. Und in Finnland werde von staatlicher Seite ohnehin stärker auf den Umweltschutz geachtet als hier. Christian Arns

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