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Der Eisberg taucht langsam auf

■ Neue Details der Bestechungs-Affäre bei Opel

Frankfurt/Main (dpa) – Die Opel-Aufsichtsräte Ferdinand Beickler und Fritz Lohr stehen ebenfalls unter dem Verdacht, auf Firmenkosten an eigenen Häusern arbeiten lassen zu haben, meldet der Spiegel. Laut Focus ermittelt die Staatsanwaltschaft schon, und zwar wegen der jahrzehntelangen Bereicherung auf Kosten von Opel. Beickler soll für seine Villa in Königstein und für sein Chalet in der Schweiz die Dienste von Opel- Geschäftspartnern und Opel-Mitarbeitern in Anspruch genommen haben, ohne selbst zu bezahlen. Diese Unterlagen würden von Staatsanwaltschaft und Kripo überprüft. Der Sprecher der zuständigen Staatsanwaltschaft in Darmstadt wollte gestern die Vorwürfe nicht bestätigen. Laut Focus sollen Beickler und Lohr jeweils bei privatem Bedarf Manager aus der zweiten Reihe in Anspruch genommen haben, die dann die an Opel-Aufträgen interessierten Firmen vermittelten.

Nach Informationen der Welt am Sonntag haben Staatsanwaltschaft und Steuerfahndung in den vergangenen Wochen bei mindestens 50 Unternehmen der Bauwirtschaft Büroräume untersucht. Ein Ermittler habe erklärt: „Zum Kreis der verdächtigen Firmen gehört vor allem die Crème de la crème.“ Die Fahnder sehen bei den Vergünstigungen, die das inzwischen beurlaubte Opel-Vorstandsmitglied Peter Enderle vom Essener Baukonzern Hochtief erhalten haben soll, unter anderem „eine mögliche Verquickung der Beteiligung des Hochtief-Konzerns am Milliarden-Neubau des Eisenacher Opel-Werkes“. Vor allem bei diesem Bauvorhaben hätten „offensichtlich Korruption und Bestechung geblüht“. So soll Hochtief Enderles Wiesbadener Privatvilla renoviert haben.

Opel hatte nach ersten Hinweisen im Mai 1994 selbst die Staatsanwaltschaft eingeschaltet. Etwa 200 Personen werden überprüft, davon etwa 40 Opel-Mitarbeiter.

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