Baby entführt und Mutter ermordet

■ 48jährige Bremerin malaiischer Herkunft soll weitgehendes Geständnis abgelegt haben

Um ein fünf Wochen altes Baby zu stehlen und damit ihren 28jährigen Freund an sich zu binden, soll eine 48jährige Frau am Montag die 30jährige Mutter des Babys erdrosselt haben. Staatsanwalt Frank Repmann beantragte gestern mittag Haftbefehl gegen die – wie er sagte „weitgehend geständige“ – mutmaßliche Täterin, eine in Malaysia geborene und seit rund 20 Jahren in Deutschland lebende arbeitslose Krankenschwester.

Vor der Presse schilderte Staatsanwalt Repmann gestern eine Tat, wie er sie in langjähriger Berufspraxis „noch nie erlebt“ habe. Seit Monaten habe die gebürtige Malaiin mit ihrem deutschen Freund in der gemeinsamen Neubauwohnung in der Butjadinger Straße in Woltmershausen zusammengelebt. Gegenüber dem weit jüngeren Mann habe sich die 48jährige jedoch als 33 Jahre alt ausgegeben. Bereits vor längerer Zeit habe sie ihm dann gesagt, daß sie ein Kind von ihm erwarte. Sie habe begonnen, Babykleidung zu stricken und einmal sogar Ultraschallfotos „unseres Babys“ gezeigt. Die habe sie in Wahrheit jedoch bei ihrem späteren Opfer ausgeliehen.

Am Montag dieser Woche habe sie dann die Mutter mit ihrem neugeborenen Sohn zu einer „Geburtstagsparty“ eingeladen. Dabei habe sie von einem buddhistischen Meditationsritual gesprochen, bei dem Hand- und Fußgelenke gefesselt werden müßten. Die 30jährige Frau habe sich bereitwillig darauf eingelassen und sei dann mit einem Stoffstreifen von hinten erdrosselt worden. Die Leiche habe die mutmaßliche Täterin auf den Balkon geschafft und hinter einem Wäscheständer versteckt. Ihrem am Abend heimgekehrten Freund habe sie den Neugeborenen gezeigt und behauptet, daß sie das Kind früher als erwartet im Lauf des Tages in einer Hausgeburt zusammen mit einem Arzt zur Welt gebracht habe.

„Der Mann hat diese Geschichte offenbar geglaubt. Wir haben jedenfalls keinen Zweifel daran“, sagte Staatsanwalt Repmann gestern. Nachdem er am nächsten Morgen zur Arbeit gegangen war, habe seine Freundin die Leiche dann in eine Decke gewickelt und über den Flur des Mehrfamilienhauses geschleppt. Ein Stockwerk tiefer habe sie ihr Opfer jedoch liegen lassen und sei in die Wohnung zurückgelaufen, um das schreiende Baby zu trösten. Hausbewohner hatten die Leiche wenig später entdeckt und die Polizei alarmiert.

Deren Ermittlungen führten schnell zu der mutmaßlichen Täterin. Die Mordkommission hatte in der Nähe des Hauses eine Plastiktüte gefunden, die persönliche Gegenstände sowohl des Opfers als auch der mutmaßlichen Täterin enthielt. Ihr Freund wurde lediglich als Zeuge vernommen – ebenso wie der Vater des entführten Kindes.

Auf dessen ausdrückliche Bitte machte die Polizei gestern keine genaueren Angaben zur Identität des Opfers. Bekannt ist lediglich, daß die 30jährige Frau in Bremen lebte und neben dem entführten Baby noch ein zweites Kind hat. Die mutmaßliche Täterin habe sie schon seit über einem Jahr gekannt, sei mit ihr jedoch nicht eng befreundet gewesen, so die Polizei. Beide Frauen seien am Montag erst zum dritten Mal zusammengetroffen.

Die Polizei stützt ihre Version des Mordes und seiner Vorgeschichte vor allem auf die Aussagen der mutmaßlichen Täterin. Sie spreche sehr gut Deutsch und habe bei der Vernehmung einen „normalen Eindruck“ gemacht, so Staatsanwalt Repmann. Er rechnet mit einer Anklage wegen Mord und nicht wegen Totschlag, da die Tat „heimtückisch“ und offenbar von langer Hand geplant gewesen sei.

Die mutmaßliche Täterin habe zwei erwachsene Kinder, die in Malaysia leben. In Deutschland sei sie lange Zeit verheiratet gewesen, so die Polizei. Unter den Nachbarn in dem Woltmershauser Wohnhaus gab es offenbar keinen Kontakt. Das entführte Baby befindet sich zur Zeit zur Beobachtung im Krankenhaus. Ase