■ Bayerns Innenminister Beckstein privatisiert das Asylrecht
: Rent a refugee

Ihre Frühstücksbrötchen zahlen Sie schließlich auch aus eigener Kasse, oder? Da kämen Sie gar nicht auf die Idee, Vater Staat solle da ein paar Groschen zuschießen. Umsonst ist nichts – jedenfalls nicht mehr. Vorbei die Zeiten, wo öffentliche Kassen Ihr privates Leben subventionierten. Haben wir ja an der DDR gesehen, wohin solch eine Rundum-sorglos-Gesellschaft führt: Null Eigeninitiative, gnadenloser Schlendrian, kollektive Frührentnermentalität. Wir hingegen setzten auf persönliche Verantwortung, auch im Finanziellen. Deshalb wird ja nun alles privatisiert: das Planschen im Freibad, das Telefonieren, das Bahnfahren und das Briefeschreiben. Alles original Privatsache. Wer ein Bedürfnis danach hat, muß gefälligst dafür zahlen.

Warum soll das mit dem Bedürfnis nach Barmherzigkeit so anders sein? Wer unbedingt den Drang verspürt, Flüchtlinge aus aller Welt unterm Altar zu verstecken, bitte schön! Da will Bayerns Innenminister künftig gar nicht mehr so sein. Mit staatlicher Gewalt die Kirchen stürmen, die Leute mit der grünen Minna zum Flughafen schaffen oder in Abschiebehaft? Antiquiertes Denken. Für so etwas wird sich im Zeitalter der Privatisierung staatlicher Aufgaben doch wohl eine marktverträgliche Lösung finden.

Warum sollen Miet- und Leasingverträge nur für Wohnungen, Fotokopierer oder Autos gelten? Warum nicht auch für Barmherzigkeit? Irgendeinen Luxus braucht ja jeder Mensch. Ein Kontingent von Flüchtlingen im Kirchenasyl, um die Leute vor der Abschiebung zu schützen? Ja warum denn nicht, wenn's kostenneutral für den Staatshaushalt ist und sich die Herrschaften das leisten können!? Rent a refugee. Rechnung für Unterkunft und Lebenshaltung bitte an den humanitätsduseligen Pfarrer.

Welch bahnbrechender Ausweg aus der Krise unseres Sozialsystems wurde da jetzt vom bayerischen Innenminister geboren. Warum sind die Kollegen Waigl und Seehofer nicht schon längst drauf gekommen? Sie finden, daß geistig Behinderte ein Anrecht haben auf menschenwürdige Behandlung? Die nächste psychiatrische Anstalt ist ganz in Ihrer Nähe. Einfach reingehen, Kostenübernahme unterzeichnen, und schon läuft die Chose nach Ihrem Geschmack. Strafgefangene sollten nicht nur eingesperrt, sondern auch resozialisiert werden? Holen Sie sich Ihren Knacki in der nächsten JVA und zahlen ihm Berufsausbildung und Zimmer für den Freigang. Drogenabhängige brauchen keine Strafe, sondern Therapie? Einzugsermächtigung an den Therapeuten, und die Sache ist gebongt. Sollte Ihnen der Sinn allerdings nach dem Kauf eines Ministers oder Kanzlers stehen, müssen Sie sich sputen. Da könnten schon einige schneller gewesen sein. Vera Gaserow