: Das nächste Angriffsziel
■ Die Schutzzone Žepa liegt in einem Tal in Ostbosnien / Hier leben 15- bis 20.000 Menschen in drei Dörfern
Die UN-Schutzzone Žepa, die als das nächste Angriffsziel der bosnischen Serben gilt, besteht aus drei mittelgroßen Dörfern in einem Tal des 525 Meter hohen Berges Zlovrh. Bis zum Beginn des Krieges im Osten Bosnien-Herzegowinas waren die Ortschaften Luka, Slap und Žepa allenfalls Naturliebhabern ein Begriff.
Der nach der größten der drei Gemeinden benannte Landkreis liegt neunzig Kilometer nordöstlich von Sarajevo und rund zwanzig Kilometer von der Grenze zu Serbien entfernt. Im Verlauf der Kämpfe um Ostbosnien im Frühjahr 1993 waren nach UN-Angaben bis zu 20.000 Menschen in das Tal geflohen, meist auf schwer kontrollierbaren Gebirgswegen.
Aufgrund der Unzugänglichkeit der Enklave wissen bis heute weder die UNO noch die Kriegsparteien, wie viele Menschen genau in Žepa ihr Leben fristen. Als Mitte Mai 1993 die serbischen Truppen zum Sturm auf das gerade zur UN- Schutzzone erklärte Tal anzusetzen schienen, flohen nach Zeitungsberichten 40.000 Menschen in höhere Regionen des Berges Zlovrh.
Von einer besonderen strategischen Bedeutung ist Žepa aufgrund seiner Unzugänglichkeit nicht, anders als Srebrenica oder Goražde, die an strategisch wichtigen Straßen liegen. Dementsprechend problemlos übernahmen die UN-Schutztruppen die Kontrolle über die drei Ortschaften um den Berg – und entwaffneten die bosnischen Truppen, die die Region bis dahin verteidigt hatten.
Seitdem hat nicht nur die UNO, sondern auch die Nato verschiedentlich Sicherheitsgarantien für die Enklaven gegeben – konkret ist jedoch zumindest nach bosnischen Angaben wenig Hilfe in Žepa angekommen. Die Regierung in Sarajevo spricht von 15- bis 20.000 Menschen in dem Tal, die seit drei Jahren ständig von der auf den Bergen stationierten serbischen Artillerie bedroht sind.
Die serbische Seite dagegen wirft der Regierung in Sarajevo vor, den Angriff in Ostbosnien selbst eröffnet zu haben. Der bosnischen Führung gehe es, so die serbische Nachrichtenagentur SRNA, in Ostbosnien einzig darum, serbische Truppen zu binden, die sonst bei der „Verteidigung“ des „serbischen Sarajevo“ gegen die derzeitige bosnische Offensive eingesetzt werden könnten. Rüdiger Rossig
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