: Serbischer Großangriff auf die UN-Schutzzone Zepa
■ Dörfer in der Umgebung in Brand geschossen / UNO-Posten beschossen
Berlin (taz/rtr) – Die bosnischen Serben haben gestern am späten Nachmittag einen Großangriff auf die UN- Schutzzone Zepa gestartet. Nach Angeben der Vereinten Nationen bombardierten sie das Zentrum der Stadt. Der UNO lagen gestern abend zudem Berichte über brennende Dörfer in der Nähe Zepas vor. Auch zwei UNO-Posten kamen ins Visier der angreifenden Serben.
Die bosnischen Regierungstruppen in der Enklave verlangten von den dort eingesetzten ukrainischen Blauhelmen die Herausgabe von deren Waffen. Die Verteidiger der Stadt sind nur sehr schlecht ausgerüstet. Vor dem Angriff hatte Serbengeneral Ratko Mladić die bosnischen Verteidiger und die Blauhelme aufgefordert, bis 14 Uhr die Waffen niederzulegen. In Zepa leben rund 12.000 Menschen. In der UN-Schutzzone Goražde wollen sich die Bosnier mit den Waffen der UN versorgen. Mit dem Großangriff auf Zepa wollen die bosnischen Serben nach dem Fall von Srebrenica die zweite UN-Schutzzone erobern. Von dort wurden inzwischen die mehr als 40.000 Menschen vertrieben. Damit ist „jetzt die Evakuierung all jener, die die Stadt verlassen wollten, abgeschlossen“. So sieht das zumindest Ratko Mladić, Militärchef der bosnischen Serben. Bis gestern nachmittag waren in Tuzla allerdings nur 15.000 Flüchtlinge angekommen, 10.000 weitere sollen zwischen den Fronten umherirren.
Wo aber sind die anderen ehemaligen Bewohner Srebrenicas? Die UNO geht davon aus, daß die Soldaten Mladićs bis zu 3.000 Männern in einem Fußballstadion in Bratunać festhalten. Angeblich soll es dort zu Exekutionen von Gefangenen gekommen sein. Tatsächlich kamen in Tuzla bisher fast ausschließlich Frauen, Kinder und ältere Männer an.
Eine zwanzigjährige Frau, die von ihrer Familie getrennt worden war, erhängte sich in einem Wald bei Tuzla. In Potočari, wo sich die Bosnier zunächst sammelten, sollen noch 3.000 Menschen ausharren. Sie haben bisher fast keine Hilfe erhalten, ein UNHCR- Konvoi wurde von bosnischen Serben gestoppt.
Seiten 8, 10 und 11
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen