Bloß nicht entscheiden

■ Kompromiß zum geplanten Großflughafen Berlin-Brandenburg

Berlin (taz/rtr) – Berlin und Brandenburg trauen sich nicht, die endgültige Entscheidung für den Standort des künftigen Großflughafens bekanntzugeben. Der brandenburgische Wirtschaftsminister Burkhard Dreher und sein Berliner Kollege Norbert Meisner (beide SPD) haben sich nun immerhin auf eine gemeinsame Linie geeinigt, wie sie die schwierige Entscheidung in der Öffentlichkeit handhaben wollen: Der Aufsichtsrat der Flughafen-Holding soll am 26. Juli beschließen, mit der Arbeit an den Planfeststellungsunterlagen für Sperenberg zu beginnen. Zugleich sollen die Gesellschafter der Holding, zu denen neben den beiden Ländern auch der Bund gehört, dem Ausbau des Flughafens Schönefeld zustimmen.

Damit wird für Sperenberg keine Zeit verloren. Bis der neue Flughafen fertig ist, sollen in Schönefeld die erforderlichen Abfertigungskapazitäten zur Verfügung gestellt werden, meinten die Minister. Beide appellierten an den Bund, diesen Prozeß zu unterstützen. Bundesverkehrsminister Matthias Wissmann (CDU) ist jedoch gegen Sperenberg, weil die Verkehrsanbindung des 50 Kilometer südlich von Berlin gelegenen Ortes über eine Milliarde Mark teurer würde als die Variante Schönefeld. Und ohne die Bundesregierung dürften die beiden Länder nicht in der Lage sein, das Multi-Milliarden-Projekt durchzuziehen.

Der starke Verfechter von Sperenberg war bisher Brandenburg. Das Land befürchtet, daß die Landesteile abseits des Speckgürtels um Berlin veröden. Von dem Gedanken an einen Großflughafen als regionales Entwicklungsprojekt will sich die Regierung in Potsdam deshalb noch nicht trennen und nimmt dafür auch zwei Planfeststellungsverfahren mit geschätzten Mehrkosten von 40 Millionen in Kauf. rem