: Aids-Impfstoff entwickelt
■ Für eine freie Anwendung ist es aber noch zu früh
Hannover Für eine freie Verwendung des an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) entwickelten Aids-Impfstoffes ist es nach Ansicht der ForscherInnen noch zu früh. Auch werde noch keine Zulassung des Präparates beantragt, sagte der Leiter der Forschungssgruppe, Professor Ingolf Schedel, gestern in Hannover. Die zunächst als abgeschlossen betrachtete Studie über die Wirkung des Impfstoffes soll nun fortgesetzt werden. Man will noch Ergebnisse von molekularbiologischen Untersuchungen abwarten.
Zwei Jahre lang war der Impfstoff an 158 HIV-Infizierten in 25 Behandlungszentren in Deutschland erprobt worden. Die Hälfte der PatientInnen erhielt Schedel zufolge ein Scheinmedikament, die andere den Impfstoff namens IOT4A. Nach vorläufigen Ergebnissen traten bei geimpften PatientInnen weniger Infektionen auf und die Erkrankung verlief günstiger. Dabei stützten sich die MedizinerInnen auf die Entwicklung von Helferzellen, die bei Infizierten stark abnehmen. Die Forschergruppe nahm an, daß eine durch die Impfung erhöhte Zahl der Zellen das Immunsystem stabilisiere.
Nach der bislang größten klinischen Aids-Testreihe, der englisch-französischen Concorde-Studie, wird den Helferzellen nach Angaben Schedels jedoch nicht mehr dieselbe Bedeutung beigemessen, als noch vor zwei Jahren. Bei Abschluß dieser Studie war das MHH-Projekt allerdings schon in vollem Gang. Die eingefrorenen Blutproben der HIV-Infizierten der klinischen MHH-Studie sollen deshalb jetzt molekularbiologisch untersucht werden.
Der Wirkstoff ist nach Angaben des Aids-Experten Schedel jedoch kein Aids-Heilmittel, sondern soll die Bildung von Antikörpern gegen den HI-Virus verstärken und den Ausbruch der Krankheit verzögern. Nach Schätzungen des Berliner Robert-Koch-Institutes sind bundesweit 80.000 bis 110.000 Menschen mit dem tödlichen Virus infiziert, rund 5.000 leiden bereits an der Immunschwächekrankheit Aids. In Niedersachsen sind Schedel zufolge mindestens 4.200 Menschen infiziert. dpa
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