: Suizidversuch im Abschiebeknast
■ Heute Kundgebung vor Ostertorwache
Gestern versuchte erneut ein Flüchtling, seinem Leben in der Abschiebehaft Ostertorwache ein Ende zu setzen. Der junge Mann aus Togo hatte sich aufgehängt, wurde aber von einem Mitinsassen der Zelle früh genug entdeckt und überlebte. In der Ostertorwache, deren Haftbedingungen schon vor einem Jahr vom Bremer Landgericht als „menschenunwürdig“ bezeichnet wurden, fand damit der vierte Suizidversuch in nur fünf Monaten statt.
Unterstützt von mehreren Flüchtlingsorganisationen, veranstaltet das Anti-Rassismus-Büro heute um 18 Uhr vor der Ostertorwache eine Kundgebung gegen die Bremer Abschiebepolitik. Anlaß bieten auch die Vorfälle der vergangenen Monate: Nachdem schon im Februar der kurdische Jugendliche Halim B. einen Selbstmordversuch in der Ostertorwache unternommen hatte, zündete am 30. Juni ein kurdischer Flüchtling seine Zelle in in Brand. Er erlitt lebensgefährliche Verletzungen. Fünf Tage später wickelte sich ein 21jähriger Flüchtling aus dem Tschad, seit acht Monaten in Abschiebehaft, ein Bettlaken um die Füße und zündete es an. Glücklicherweise blieb er unverletzt.
Rechtsanwalt Christian Rosse vertritt den Flüchtling aus dem Tschad und bezieht voraussichtlich heute abend zu dem Vorfall Stellung. Rechtsanwalt Hans-Eberhard Schultz vertritt den kurdischen Asylbewerber, der seine Zelle in Brand steckte. Schultz wird auch über die Entwicklung im Fall Halim B. berichten: Die Zusage des Innensenators, den Jugendlichen nicht abzuschieben, solange über dessen Strafverfahren nicht rechtskräftig entschieden ist, soll womöglich gebrochen werden.
Den Beiträgen des Anti-Rassismus-Büros über Selbstmorde in Abschiebehaftanstalten und die Grundsätze der Bremer Abschiebepolitik folgt ein Bericht der Asylgruppe Ostertor, der es immer schwerer gemacht wird, Häftlinge in der Abschiebehaft zu besuchen. Anschließend spricht ein Vertreter der Internationalen Föderation iranischer Flüchtlings- und Immigrantenräte. dah
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