: Den manipulierten Genen auf der Spur
■ Niedersachsen läßt die Folgen der Freilandexperimente untersuchen
Hannover (taz) – Die gegen das Totalherbizid Basta resistententen Raps-, Mais- und Zuckerrübenpflanzen, die nahe Hannover aufs Versuchsfeld sollen, wird Niedersachsen mit einem eigenen Forschungsvorhaben überwachen. Es läßt damit als erstes Bundesland die biologischen Folgen der Freisetzung genmanipulierter Pflanzen wissenschaftlich untersuchen. Gegen den Anbau der herbizidresistenten Nutzpflanzen, den die Hoechst-Schering-Tochter AgrEvo in Ditterke bei Gehrden vorbereitet, hatte das niedersächsische Umweltministerium ohne Erfolg Stellung bezogen. Nun soll eine auf fünf Jahre angelegte Studie die schon im Genehmigungsverfahren strittige Frage klären, ob die veränderten Gene der herbizidresistenten Gewächse auf andere Pflanzen oder Mikroorganismen übertragen werden können. In dem Verfahren hatte nicht nur das Land vor einer unkontrollierten Verbreitung der manipulierten Gene gewarnt. Das Berliner Robert-Koch-Institut als Genehmigungsbehörde hatte sich jedoch die Auffassung der AgrEvo GmbH zu eigen gemacht und eine Gefahr für Mensch oder Umwelt verneint. Und das, obwohl auch das Expertengremium am Robert-Koch-Institut eine Übertragung der Gene auf andere Pflanzen nicht gänzlich ausschließen konnte.
Die bastaresistenten Nutzpflanzen will die AgrEvo in diesem und den beiden kommenden Jahren auf die Versuchsfelder in Ditterke ausbringen. Von Beginn der Auspflanzung an sollen externe Experten, die beim niedersächsischen Landesamt für Ökologie unter Vertrag stehen, die Versuchsfelder und ihre Umgebung beobachten. Sie sollen feststellen, wie weit sich die Pollen der Pflanzen in der Umgebung ausbreiten, und außerdem deren mögliche Kreuzungspartner genau erfassen. Im Labor sind gleichzeitig Kreuzungsversuche zwischen den genmanipulierten Nutzpflanzen und in der Umgebung vorkommenden Wildpflanzen geplant. Nach den Pflanzen, mit denen eine Kreuzung möglich ist, soll später gezielt in der näheren und weiteren Umgebung der Versuchsfelder gesucht werden, um diese auf die Resistenzgene hin zu analysieren. Im Rahmen der Untersuchung, für die das Umweltministerium bis zu 250.000 Mark zur Verfügung stellt, sollen auch Kontrollverfahren für Freilandexperimente verfeinert oder neu entwickelt werden. Den notwendigen Probenahmen und Feldbegehungen hat die AgrEvo bereits zugestimmt; die Biologische Bundesanstalt in Braunschweig stellt Laborkapazität zur Verfügung. Das Umweltministerium glaubt durch die wissenschaftliche Kontrolle der Freisetzung auch „den Sorgen und Bedenken der Menschen in der Region Rechnung zu tragen“. Jürgen Voges
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