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Sinti bleiben auf sich allein gestellt

■ Sinti-Platz Dreilinden: Katastrophale Lebensbedingungen sind Behörden zwar bekannt, aber Abhilfe ist nicht in Sicht / Bezirk Zehlendorf sabotiert Wohnwagenplatz / Kritik der Sinti-Union

Die völlig ungenügenden Zustände auf dem vor zwei Monaten eingerichteten Stellplatz für Sinti und Roma in Dreilinden sind offiziellen Stellen bekannt. Schnelle Abhilfe ist aber nicht in Sicht. Auf dem Platz des ehemaligen Kontrollpunkts vor der Stadt fehlen Duschen, Waschmaschinen, Telefon und ein Anschluß ans öffentliche Stromnetz. Für 120 Wohnwagen gibt es erst seit wenigen Tagen einen Wasseranschluß mit lediglich fünf Wasserhähnen.

Mit dem Hin- und Hergeschiebe der Zuständigkeit zwischen den Behörden, langwierigen bürokratischen Wegen, technischen Problemen und leeren Kassen des Senats entschuldigt Walter Kirz, Referent für ethnische Minderheiten bei der Senatsverwaltung für Jugend und Familie, die notdürftige Versorgung. Das Gelände am Kontrollpunkt Dreilinden sei nach der erfolglosen Suche nach einem geeigneten Stellplatz in ganz Berlin kurzerhand von der Senatsverwaltung für Jugend und Familie bestimmt worden, um überhaupt einen Standort für die Wohnwagensiedlung zu finden. Üblicherweise sei der Bezirk – in diesem Fall Zehlendorf – dann für die Betreuung der Einrichtung zuständig.

Doch der Bezirk Zehlendorf habe sich völlig herausgehalten und zeige auch kaum technische Kooperation, beklagt Walter Kirz. „Das Gelände liegt nicht in unserem Verwaltungsbereich. Deshalb haben wir mit der Verantwortung für den Stellplatz nichts mehr zu tun“, kontert Stadtoberinspektor Melcher vom Grundstücksamt Zehlendorf die Vorwürfe. Nicht der Bezirk, sondern der Senat für Stadtentwicklung sei Besitzer des Grundstücks.

Wegen des bezirklichen Widerstands habe sich schließlich der Senat für Jugend und Familie zur Instandsetzung und Betreibung des Stellplatzes bereit erklärt.

Erst im September soll es eine Senatsvorlage zur zukünftigen Gestaltung des Stellplatzes für die Sinti und Roma geben. Eine stabile Trinkwasser- und Abwasserzufuhr, der Anschluß ans öffentliche Stromnetz und eine neue Zufahrt sind geplant. Kosten: rund eine Million Mark. „Das Ganze ist vor allem eine finanzielle Frage“, meint Walter Kirz.

Das sieht Markus Rosenberg, Vorsitzender der Sinti-Union Berlin, ganz anders: „Das ist eine Willensfrage.“ Berlin habe in den vergangenen Jahren reichlich Geld für provisorische Lösungen auf den jetzt geschlossenen Sinti-Stellplätzen in der Wuhlheide, am Messegelände und in der Zehlendorfer Wupperstraße verschwendet. In Dreilinden passiere jetzt wieder das gleiche. Letztlich sei die provisorische „Billiglösung“ viel teurer als die feste Einrichtung eines Stellplatzes mit Campingbedingungen, und zwar auch kurzfristig. Der Platz soll sich selbst tragen, indem die Kosten auf die AnwohnerInnen umgelegt werden.

„Es fehlt an einer politischen Entscheidung. Der Senat für Jugend und Familie steht ziemlich allein da“, kritisiert Rosenberg. Fürs erste hat er einen ganz praktischen Vorschlag: Die ungenutzten Sanitär-Container vom ehemaligen Sinti-Stellplatz in der Wupperstraße mit zwei Duschen würden in Dreilinden für Abkühlung sorgen. Silke Fokken

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