: Verkauf des Grand-Hotels soll Bilanz schönen
■ Interhotel-Gruppe und Banken suchen neues Finanzierungskonzept
Die Berliner Interhotel-Gruppe und die Banken arbeiten an einer Umstellung des Finanzierungskonzepts bei einer der größten Privatisierungsaktionen der Treuhandanstalt. In Frankfurter Bankenkreisen hieß es am Montag, die Interhotel-Gruppe habe ein „ganz massives Liquiditätsproblem“, da die Hotels entgegen früheren Erwartungen die Gewinnschwelle noch nicht erreicht hätten. Die Institute peilten bei einem Treffen am Mittwoch eine „transparente Gesamtlösung“, aber keinen Forderungsverzicht an.
Interhotel-Gesellschafter Klaus Groenke betonte, daß die Gruppe ihren Zahlungsverpflichtungen nachkomme. Er dementierte Berichte, wonach sie Mitte August fällige Zinsen von 32 Millionen Mark nicht zahlen könne. In Bankenkreisen hieß es, das neue Finanzierungskonzept werde möglicherweise erst Ende des Jahres stehen. Der Schuldenstand der Interhotel-Gruppe von rund drei Milliarden Mark sei durch Immobilien teilweise abgesichert. Bei deren Werthaltigkeit seien – anders als im Fall Schneider – „keine Überraschungen zu erwarten“. „Die Wertansätze sind realistisch“, hieß es.
Groenke sagte, an dem Gespräch mit den Konsortialbanken sei nichts Ungewöhnliches. „Wenn Sie ein Engagement von fast 3 Milliarden Mark in Sachen Interhotels haben, dann sind Sie permanent mit den Banken, entweder mit den Konsortialführern oder mit allen Konsorten, im Gespräch.“ Die Interhotel-Gruppe mache ein Minus und müsse es durch den Verkauf stiller Reserven decken. „Dies konnten wir jahrelang wegen der Restitutionsansprüche nicht tun, und nun können wir es langsam.“ Der Wert der durch ungeklärte Eigentumsverhältnisse blockierten Grundstücke beläuft sich nach Angaben der Interhotel-Gruppe auf 700 Millionen Mark.
Groenke sagte weiter, über einen Verkauf des Grand Hotels an der Friedrichstraße sei man mit einer sehr großen Versicherungsgesellschaft sowie mit der Deutschen Bank im Gespräch. Letztere habe mit anderen zusammen eventuell auch die Absicht, das Hotel zu kaufen. Der in Branchenkreisen als überhöht angesehene Preis von 477 Millionen Mark komme unter anderem auch dadurch zustande, daß zu dem Grundstück Grand Hotel noch zwei andere Grundstücke in der Behrenstraße gehörten, die einen Wert von um die 100 Millionen Mark hätten.
Die Immobilien-Manager Klaus Groenke und Axel Guttmann hatten 1991 von der ehemaligen Treuhand-Gesellschaft 27 Interhotels für 2,2 Milliarden Mark übernommen. Bei vielen konnte zunächst wegen Altansprüchen über einen großen Teil der Grundstücke nicht verfügt werden. Im Dezember 1994 war zur Überbrückung der vermögensrechtlichen Probleme mit der Treuhand und den Banken eine Finanzierungslösung erzielt worden, die die Umsetzung des ins Stocken geratenen Unternehmenskonzepts sicherstellen sollte. Die Hotelerträge waren konjunktur- und marktbedingt ebenfalls weit hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Die Gewinnschwelle wurde aus diesem Grund nicht erreicht. Inzwischen sind fünf Interhotels veräußert worden. dpa
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen