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Lockruf der Zinsen

■ In 60 Fällen insgesamt 8,7 Millionen ergaunert: Fünf Jahre Haft für Betrüger

Im Prozeß gegen einen Millionenbetrüger hat das Landgericht gestern eine fünfjährige Haftstrafe verhängt. Das Gericht sah in seinem Urteil den angeklagten 39jährigen Finanzwirt und ehemaligen Direktionsmanager der Filiale des Allgemeinen Wirtschaftsdienstes (AWD) überführt, mit hohen Zinsversprechungen in 60 Fällen verschiedene Geldanleger um insgesamt 8,7 Millionen Mark geprellt zu haben.

Den höchsten Verlust trug ein Ehepaar aus Blumberg davon. Es wollte Geld aus einem lukrativen Grundstücksverkauf anlegen und war durch eine Anlageberaterin des AWD an den Angeklagten verwiesen worden. Im Oktober 1992 überredete dieser im Berliner AWD-Büro das Paar, insgesamt 1,5 Millionen Mark auf sein Bankkonto zu überweisen. Versprochen wurden 40 Prozent Zinsen, die nach vier bis sechs Monaten gezahlt werden sollten. Wie andere Geschädigte wurden sie beim Ausbleiben der dem Betrüger anvertrauten Gelder vertröstet und erhielten keinen Pfennig ihres Vermögens zurück.

Zum luxuriösen Lebensstil des Angeklagten gehörte ein Rolls Royce für 474.000 Mark. Als Direktionsmanager der Berliner Filiale des AWD verdiente er monatlich bis zu 15.000 Mark und zusätzlich erhielt er eine Jahresprämie von 40.000 Mark. Das Gericht lastete ihm an, daß er bei den Betrügereien den Eindruck erweckt habe, der von Kritikern als sektenähnliche Organisation bewertete AWD stünde hinter den dubiosen Geschäften.

Gegen den Angeklagten schwebt ein weiteres Betrugsverfahren, das Ende September beginnen soll. Ihm wird vorgeworfen, zum Betrug um rund 68 Millionen Mark beigetragen zu haben. ADN

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