: Notwehr oder Angriff?
■ Unbekannter Zeuge gesucht, der Togolesen in der S-Bahn zu Hilfe kam / Bahnpolizei glaubt Bahnmitarbeiter
Ein junger Mann aus Togo und ein Mitarbeiter der Bahn AG fuhren Anfang März zufällig mit der gleichen S-Bahn. Als der Bahn- Mitarbeiter K. am S-Bahnhof Friedrichstraße einstieg, kam es zu einer Auseinandersetzung, deren Schilderung nicht unterschiedlicher sein könnte.
Während der Togolese angibt, K. wegen der hereinströmenden kalten Luft gebeten zu haben, die Tür zu schließen und dieser ihn daraufhin mit den Worten „Halt die Schnauze, du Kakalake“ beschimpft habe, behauptet K., von dem Togolesen geschlagen worden zu sein und ihn Notwehr seinen Gasspray benutzt habe. Da der Bahnmitarbeiter nach Angaben des Togolesen nicht seiner Bitte nachgekommen ist, sei er aufgestanden und habe die Tür selbst geschlossen. Als K. wieder „Halt die Schnauze, du Kakalake“ zu ihm gesagt habe, so der Togolese, habe er ihm geantwortet „Wenn du das nochmal sagst, polier' ich dir die Fresse.“ Daraufhin soll K. den Togolesen mit einem Gasspray ins Gesicht gesprüht haben.
Zu diesem Zeitpunkt soll einer der zwölf Fahrbahngäste, ein unbekannter deutscher Mann, dem Togolesen zu Hilfe gekommen sein. Als er sich nach dessen Befinden erkundigte, soll K. den Unbekannten und den Togolesen mit seinem Gasspray angegriffen haben, den Togolesen mehrmals mit der Faust auf den Oberkörper geschlagen und mit den Füßen gegen den linken Oberschenkel getreten haben. Dann soll es zu einer Rangelei zwischen dem Unbekannten und K. auf dem Boden gekommen sein. Um dem Unbekannten zu helfen, hat der Togolese nach Angaben seines Anwaltes den Bahnmitarbeiter mit seinem Skateboard geschlagen. Dieser rief dann die Bahnpolizei und erstattete Anzeige gegen den Togolesen. Nach der Version von K. sollen der Togolese und der unbekannte Zeuge auf ihn eingeschlagen haben. Daraufhin habe er sich in Notwehr mit dem Gasspray verteidigt.
Kai D. Menzel, der Anwalt des seit 1990 in Deutschland lebenden Togolesen, befürchtet, daß der Togolese zu Unrecht bestraft werden könnte, da die von K. gerufene Bahnpolizei ihm keinem Glauben schenke. Hilfe bei der Aufklärung des Sachverhaltes erhofft er sich von dem unbekannten Zeugen, der dem Togolesen am fünften März gegen 19.40 Uhr in der S-Bahn nach Strausberg zu Hilfe gekommen ist. Nachdem K. die Bahnpolizei gerufen hatte, sei er weggelaufen. Er soll zwischen zwanzig und zweiundzwanzig Jahre alt sein.
Der Zeuge möchte sich unter 853 69 18 oder 854 90 19 melden. Barbara Bollwahn
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