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Reihenhäusle für Brokhuchting

■ Bausenator will Neubaugebiet erschließen / Spatenstich 1998

Die Bremer ReihenhäusleliebhaberInnen dürfen sich freuen: Gestern hat der Bausenator ein neues Baugebiet bekanntgegeben. Danach sollen in drei bis vier Jahren die BauarbeiterInnen nach Brokhuchting pilgern und rund 600 Einfamilienhäuser hochziehen. Mit diesem neuen Gebiet will der Senat den Abwanderungstendenzen gerade der Jungfamilien entgegenwirken. Motto: „Bremer bauen in Bremen“.

„Die Abwanderungstendenzen liegen ungefähr so wie bei anderen vergleichbaren Städten“, sagte gestern Baustaatsrat Jürgen Lüthge. „Nur für Bremen sind sie existenzgefährdend.“ Genau deshalb haben SPD und CDU das neue Baugebiet im Koalitionsvertrag festgelegt. Und einen Stolperstein gleich nach der Senatsbildung aus dem Weg geräumt: Bis zum Schluß hatte der Umweltsenator darauf bestanden, die Fläche bei der EU als Vogelschutzgebiet auszuweisen. Als der Senat über die Vogelschutzgebiete nach langem hin und her beschloß, zählte unter anderen auch das Brokhuchtinger Gebiet plötzlich nicht mehr zu den „geeignetsten“ für den Vogelschutz.

Nun reiht sich Brokhuchting in ein Programm ein, nach dem in den nächsten zehn Jahren rund 10.000 Wohneinheiten fertiggestellt werden sollen – obwohl bundesweit die Zahl der Bauanträge zurückgeht, im Vergleich zum letzten Jahr um ein Drittel. Mit der gestrigen Pressekonferenz ist der Startschuß für die Planung gefallen, ein Startschuß mit unmittelbaren Rechtsfolgen. Denn mit der öffentlichen Bekanntgabe sind die Grundstückspreise für die Fläche eingefroren, um den Spekulanten den Wind aus den Segeln zu nehmen. Eine Spezialregelung, die die Bundesregierung ermöglicht hat: Die Flächenpreise werden nun amtlich geschätzt, das Gebiet wird erschlossen, und nach der Erschließung geht die Wertsteigerung in die Staatskassen, um die Erschlie-ßungskosten zu decken. J.G.

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