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Mit dem Koalitionsvertrag auf Du und Du„Die Szene resigniert“

■ Sport bekommt eine Million Kulturgeld

Heute geht es um den Beschluß: „Vom Aufkommen aus der Wette ,Super 6' erhält der Sport künftig zunächst einen Sockelbetrag von 1 Mio DM und 50% des 1 Mio DM übersteigenden Betrags.“ Das führt zur Verschiebung rund einer Million Mark im Jahr aus dem Kultur- in den Sportetat. Wir befragten die Galeristin Katrin Rabus, die auch dem „Kulturrat“ der freien Bremer Kulturszene angehört.

taz: Was halten Sie von dem Umverteilungs-Beschluß?

Katrin Rabus: Das ist fatal, und so eine populistische Maßnahme läßt auf das Verständnis derjenigen Leute schließen, die solche Beschlüsse fassen. Denn wenn man für den Kulturbereich in der Koalitionsvereinbarung sagt, man wolle erhalten und sanieren, dann geht das doch nicht bei noch knapperen Mitteln. Wenn die Verantwortlichen meinen, in diesem Ressort seien irgendwo noch Reserven, dann täuschen sie sich.

An wen sind die Wettmittel bisher gegangen?

Dieses Geld ist zum Beispiel immer in große Einzelprojekte gegangen – große Ausstellungen oder Festivals.

Und die lassen sich nicht ohne Zuschuß finanzieren?

Überhaupt nicht. Die Vorstellung, es könnten im Kulturberreich von privater Seite noch irgendwelche Ressourcen aktiviert werden, ist völlig falsch. Der ganze Koalitionsvertrag enthält zur Kultur nur Allgemeinplätze, daß saniert werden soll und ein Mindeststandart wieder hergestellt wird. Aber gerade in der Kultur ist es doch wichtig zu klären, welche Personen das eigentlich machen sollen. Und wenn man dann sieht, daß der Sport als Staatsziel in die Verfassung aufgenommen werden soll, die Kultur aber nicht, dann sieht man schon, daß hinter der Kultur nicht so sehr starke Persönlichkeiten stehen.

Wird sich die freie Bremer Kulturszene gegen die Umverteilung wehren?

Ich habe den Eindruck, daß die großen Kulturinstitutionen ihren eigenen Weg gefunden haben, mit der staatlichen Förderung umzugehen. Auf der Strecke bleiben dabei die vielen kleineren Initiativen. Und ich sehe im Moment auch nicht, wie sie sich dagegen wehren könnten.

Am Ende der SPD-Alleinregierung vor fünf Jahren gab es eine starke Bewegung für die Ausweitung des Kulturetats. Warum hat sich das in der Ampel-Zeit totgelaufen?

Ich glaube gar nicht so sehr, daß es an der Ampel liegt. Das war mehr in der Bewegung selbst enthalten. Als es tatsächlich um die Verteilung ging, mußte sie sich ja gegenseitig ausstechen. Das behagte vielen nicht, und man tut es auch nicht in der Öffentlichkeit, so daß der Kulturrat heute eigentlich nur noch ein Gremium ist, das allgemeine Forderungen stellen kann. In der kleinen, freien Szene ist der Wind erheblich schärfer geworden und auch der Umgang miteinander. Da gibt es inzwischen eher resignative Töne.

Haben Sie selber auch schon mal mit Wettmitteln gearbeitet?

Nein, ich habe nie staatliche Mittel beansprucht.

Warum nicht?

Vielleicht ist das ein Fehler gewesen. Ich sehe heute, daß gegenüber der Übermacht der Förderung auf allen Gebieten eine kleine private Institution wie meine eigentlich zum Aussterben verurteilt ist. Der Staat schafft so viele Plätze, auf denen kulturell etwas passiert, daß man privat da nicht gegenhalten kann.

Da könnten Sie doch froh sein, wenn die öffentliche Förderung jetzt beschnitten wird.

Das Problem ist ihre breite Streuung, die dazu führt, daß die einzelnen nicht kräftig genug sind, richtig Farbe zu zeigen. Deshalb reichen die Mittel im Kulturbereich jetzt schon nicht. Und die großen Institute müssen unwürdig betteln. Es geht doch zum Beispiel nicht, daß es in einer Stadt wie Bremen seit fünf Jahren keine öffentlichen Ankaufsmittel mehr gibt. Früher hatte ich die Hälfte meines Umsatzes mit öffentlichen Geldern.

Fragen: Dirk Asendorpf

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