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„Tote Kämpfer sind Märtyrer und Helden für ein freies Kurdistan“

■ Der deutsche Kurde Cuma Yagmur zu den Hungerstreiks der PKK, der Randale in Frankfurt/Main und den diversen Brandanschlägen

taz: Prügeleien mit der Polizei, Brandanschläge auf türkische Einrichtungen, gestern nacht die große Randale in Frankfurt. Die PKK soll diese Aktionen organisiert haben. Geht die Kurdenpartei zu weit?

Cuma Yagmur: Die knallen durch. Neulich gab es eine Verfassungsdiskussion in der Türkei. Dabei ging es um eine demokratische Lösung der Kurdenfrage. Allerdings hat das die Mehrheit verworfen. Daß der Hungerstreik erst nach dieser Debatte begann, war vollkommen sinnlos. Der Terror, der den Hungerstreik begleitet, schadet der Sache der Kurden.

Welche politischen Ziele verfolgt die PKK mit den Anschlägen und mit der Hungerstreikwelle in ganz Westeuropa?

Die Führer der PKK verlangen von ihren Aktivisten im Ausland den permanenten Einsatz für ihre Sache. Die Sache der PKK ist der bewaffnete Kampf gegen den türkischen Staat und gegen die Türken. Und Türken kann man in Berlin oder Stuttgart genauso „treffen“ wie an der Grenze zum Irak. Viele der PKK-Anhänger und -Anhängerinnen, die heute hier Anschläge verüben und die Polizei attackieren, sind neu in Deutschland. Die kennen die Verhältnisse nicht. In der Türkei ist die Polizei ihr erklärter Feind – und deutsche Polizisten werden von diesen Leuten nicht anders angesehen.

Man läßt sie ins offene Messer laufen?

Die PKK braucht Märtyrer. Ich kenne die Umstände nicht genau, unter denen die Kurdin in Berlin gestorben ist. Aber ihr Tod paßt der PKK mit Sicherheit gut in ihr Konzept. Tote Kämpfer sind Märtyrer, Helden im Kampf für ein freies Kurdistan – und Beispiele für die anderen Kämpfer.

In Deutschland leben 450.000 bis 600.000 Kurden. Etwa 6.000 sind Anhänger der PKK. Die Mehrheit der Kurden in Deutschland will mit dieser Partei also nichts zu tun haben. Warum schweigen sie?

Natürlich lehnt eine Mehrheit der Kurden die Methoden der PKK ab. Die meisten Kurden in Deutschland treten für eine friedliche Lösung der Kurdenfrage in der Türkei ein. Aber diese Kurden haben auch Angst vor dem Terror der PKK. In meinen Augen sind sie allerdings die wahren Vertreter des kurdischen Volkes – und die von der PKK die Verräter.

Was ist zu tun?

Die deutsche Polizei macht einen großen Fehler. Natürlich müssen die Terroristen, die türkische Gemüseläden abfackeln, gefaßt und bestraft werden. Aber daß die Polizei auf die Provokationen der PKK etwa bei Demonstrationen mit übertriebener Härte reagiert, paßt genau in das von der PKK gepflegte Weltbild. Die Polizei macht genau das, was die PKK im Rahmen ihrer Märtyrerstrategie will. Mit etwas mehr Gelassenheit könnte diese Strategie der PKK leicht ausgehebelt werden. Interview: kpk

Cuma Yagmur (44) ist inzwischen eingebürgerter Kurde, der nach dem Militärputsch 1981 nach Deutschland geflohen war. Er leitet den „EinwanderInnen-Treff“ in Frankfurt am Main.

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