Spurensuche in Paris

■ Frankreichs Polizei sucht weiter fieberhaft nach Metro-Attentätern

Paris (taz) – Anderthalb Wochen nach dem Bombenattentat in der Pariser Metro-Station Saint- Michel, das sieben Menschen das Leben kostete, tappte die französische Polizei gestern immer noch im dunkeln. Sie hat Phantombilder von drei dringend gesuchten „Tatzeugen“ gezeichnet, die jeweils so individuelle Züge tragen, wie Herr Jedermann aus Nordafrika.

Die Ermittler scheinen sich auch mit der elektronischen Mailbox „Internet“ befaßt zu haben. Seit gestern berichten die französischen Medien von den exakten Bauanleitungen für Bomben, die dort zu haben sind. Die Laboruntersuchungen des Sprengstoffs sind noch nicht abgeschlossen. Fest stand nur, daß der oder die Attentäter kein Semtex verwandt haben, ein im Nahen Osten bei Attentaten benutzter Sprengstoff. Möglicherweise, so die Ermittler vorsichtig, befand sich ein Gemisch mit Methylnitrat in der Campinggasflasche, die am 25. Juli um 17.30 Uhr unter einem Sitz des Vorortzuges RER-B explodierte. Das weiße Pulver, mit dem Feuerwehrleute den Brand löschten, hat viele Spuren verwischt.

Nicht nur die drei Phantombilder weisen in den nordafrikanischen Maghreb. In Norditalien wurde ein Nordafrikaner mit gefälschtem französischem Paß festgenommen, der eine Diskette bei sich trug, die technische Details zum Bau einer Bombe enthält. Und aus Algier kam am Mittwoch abend der Hinweis, einer der drei Phantommänner sei den dortigen Diensten bekannt und gehöre zu den „Bewaffneten Islamischen Gruppen“ (GIA). Rabah Kebir, der in Deutschland lebende Sprecher der FIS, weist jede Beteiligung an dem Attentat von sich. Die FIS, so Kebir, habe nicht Frankreich im Visier, mit den GIA habe sie auch nichts zu tun.

Paris nahm die Informationen aus Algier gestern „interessiert, aber mit Vorsicht“ entgegen. Von dem algerischen Geheimdienst ist schließlich bekannt, daß er eigene, schwer durchschaubare Interessen in dem blutigen Konflikt in dem nordafrikanischen Land hat. Dorothea Hahn