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Doku des Tages

Folgendes Fax ging uns am vergangenen Freitag um 19.49 Uhr zu: „Am Mittwoch, 02. 08. 1995 sind wir in einer Gruppe von 25 Menschen nach St. Gilgen am Wolfgangsee gefahren. Wie allgemein bekannt ist, befindet sich dort in der Mondseestr. 34 a das Sommerferiendomizil des deutschen Bundeskanzlers Helmut Kohl. In einer Zeit, in der darüber diskutiert wird, Kriegsflüchtlinge an den deutschen Grenzen abzuweisen, in der Menschen aus Deutschland an Folterstaaten wie z. B. die Türkei ausgeliefert werden, und in der die deutsche Regierung dafür sorgt, daß eben nicht alle in Deutschland lebenden Menschen jährlich vier Wochen Urlaub machen können (Stichwort Sozialabbau), wollten wir eben auch dem Kanzler keinen ruhigen Urlaub gönnen. Also haben wir uns einige Boote gemietet und fuhren los, ihn zu besuchen. Ca. 100 Meter vor seinem Feriendomizil entrollten wir dann zwei Transparente, auf denen „Helmut in die Produktion“ und „Freiheit für alle“ zu lesen war (...) Um ihm letztendlich zu zeigen, was wir von ihm und seiner menschenverachtenden Politik halten, fielen zum Abschluß noch alle Hüllen und er hatte ausreichend Gelegenheit, sein Auge an unseren Allerwertesten zu erfreuen (...) Den an der Aktion beteiligten Menschen drohen nun Anklagen wegen Verletzung einer Sperrzone, Teilnahme an einer unangemeldeten Demonstration und Erregung öffentlichen Ärgernisses.“

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