: Welt-Innenpolitik wäre die Alternative zum Morden -betr.: "Lebenserfahrung eines Pazifisten", taz Bremen vom 4.8.1995
Betr.: „Lebenserfahrungen eines Pazifisten“, taz Bremen vom 4.8.1995
Solange man nicht wahrhaben will, daß Soldaten Mörder sind und sie stattdessen zu Helden befördert, darf sich niemand darüber wundern, daß Kriege scheinbar unvermeidlich sind.
Andererseits darf nicht hingenommen werden, daß unschuldige Menschen ermordet, vergewaltigt und gequält werden, solange mit dem Handwerk der Soldaten der Krieg nicht als Mittel der Politik geächtet und abgeschafft worden ist.
Einen Ausweg aus diesem Dilemma bietet meiner Ansicht nach eine Welt-Innenpolitik, in der die Würde und die Unversehrtheit der Menschen ähnlichen selbstverständlichen Schutz genießen, wie es im Inneren halbwegs zivilisierter Staaten schon heute der Fall ist.
Die Frage ist lediglich, ob wir es bis zu diesem Zeitpunkt zu akzeptieren bereit sind, daß parteiische und an nationale Interessen gebundene Organisationen wie NATO oder Bundeswehr, und sei es unter dem Vorwand des UNO-Auftrags, diesen Schutz leisten.
Das Risiko, das man damit eingeht, liegt zweifellos darin, daß der Krieg als normales Instrument der Politik auch in diesem unseren Lande wieder allgemeine Anerkennung findet.
Ludwig Schönenbach
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