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Studium in der Besenkammer

■ Was reizt heterosexuelle Frauen an bisexuellen Männern? Und wie wirkt sich Diskriminierung auf Aids aus? Die Bremer Uni hat das erste schwul-lesbische Forschungszentrum in Deutschland eingerichtet.

Bremen (taz) – Geistiges Futter im „Kampf gegen die patriarchale Gesellschaft“ sucht Philosophiestudent Thomas Hartmann, für andere StudentInnen ist es einfach ein Modethema, und die Gewerkschaft der Polizei möchte Material für ihre Täterstudien über Schwulenklatscher. Großes Interesse weckt bereits jetzt der erste Homostudiengang Deutschlands, der im Wintersemester an der Universität Bremen anlaufen soll. „Nur Selbsterfahrungskurse sind es nicht“, sagt Jörg Hutter, einer von drei DozentInnen des neugegründeten Zentrums für schwul-lesbische Studien.

Hutter untersucht momentan mit Geldern des Gesundheitsministeriums das Leben von HIV-infizierten Schwulen. Unterdrückte Homosexualität und mangelnde Kommunikation in der Familie könnten über Ausbruch und Folgen von Aids entscheiden. Seine Kollegin Brigitte Honnens, die Geschäftsführerin des neuen Projekts, erforscht das „Phänomen Bisexualität“. Bisher gibt es in Deutschland nur eine einzige empirische Studie aus den siebziger Jahren zu dem Thema. Selbst seitdem Bisexuelle als Zielgruppe staatlicher Aids-Aufklärung erkannt worden sind, hat das Forschungsministerium keine Mark ausgegeben. Honnens interessieren jedoch die gesellschaftlichen Auswirkungen, die durch Partnerschaften von meist bisexuellen Männern und heterosexuellen Frauen entstehen. Sie hat 50 Frauen aus solchen Ehen befragt und ist zu dem Ergebnis gekommen, daß „die Frauen nicht zufällig in bisexuelle Partnerschaften geraten sind“. Die Frauen fühlten sich von den Männern nicht sexuell bedroht, bevorzugen deren wenig machohafte Art. Ein weiteres Seminarthema im neuen Zentrum wird „Homosexuelle in den Konzentrationslagern des Emslandes“ sein.

Initiator des Forschungszentrums ist Soziologieprofessor Rüdiger Lautmann. Obwohl er für seine pädophilenfreundliche Forschung kritisiert wird, ist er renommiert für seine Homostudien. Wer in Deutschland zum Thema Homosexualität promovieren möchte, landet zwangsläufig bei Lautmann. Vor vier Jahren beantragte er beim damaligen Bildungssenator Henning Scherf ein solch institutionalisiertes Homoprojekt. Es wurde schließlich in diesem Frühjahr während der Krise der Bremer Ampelkoalition bewilligt. Das sozialdemokratisch geführte Bildungsressort setzte sich dafür ein, daß dieser Antrag noch schnell abgesegnet wurde. Damit hatte Lautmann sich wieder einmal durchgesetzt. Vorher hatte er der Stadt bereits ein schwul-lesbisches Kommunikationszentrum abgerungen.

Gemeinsam mit Lautmann bietet die jetzt ernannte Geschäftsführerin Brigitte Honnens bereits seit zwei Semestern Seminare zu den Themen Familie, Homosexualität und Bisexualitität am Fachbereich Soziologie an der Universität Bremen an. Nun werden die Seminare in dem einzigen Raum des neugegründeten Zentrum stattfinden.

Trotzdem wollen Honnens und ihr Kollege Jörg Hutter eine eigene Institutionsbibliothek einrichten. Denn an der Bremer Unibibliothek gibt es weder einen Schwerpunkt Homostudien noch Geld für Neuanschaffungen. Dort finden StudentInnen nicht einmal die Bücher des französischen Philosophen Michel Foucault. Die Werke des immer noch wichtigsten Theorielieferanten für soziosexuelle Studien seien alle geklaut, sagt einer von ihnen. Ulrike Fokken

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