Die Eislaufhalle kommt weg

■ Plan für neue Messehallen: Ab Frühjahr 1996 werden weitere 150 Millionen Mark verbaut

Wirtschaftsforschung will gelernt sein. Den Flug der Zugvögel zu beobachten, reicht schon lange nicht mehr, um Prognosen für die Zukunft zu stellen. Heutzutage gelten den Auguren nur Fakten, die in Studien verewigt werden: „Als weitere attraktive Freizeiteinrichtung, die als Ergänzung zu den sportlichen Funktionen der Stadthalle verstanden wird, ist ein Eisportstadion zu betrachten. Der Eissport ist im Sport- und Freizeitbereich eine typische Wachstumsbranche. Die beträchtliche Nachfrage nach Eislauf und Eishockey hat dazu geführt, daß die Neubaukapazitäten norddeutscher Eissportstadien regelmäßig unterschätzt wird.“ Soweit das „Wirtschaftstrukturprogramm Bremen“ von 1978. Geforscht, geschrieben, gebaut.

Und abgerissen. Seit gestern ist beschlossene Sache, was Bremer EislauffreundInnen seit Monaten beschäftigt: Der Abriß der Eislaufhalle auf der Bürgerweide. Vor rund zehn Jahren als Ergebnis der Wirtschaftsforschung mit Millionen aus dem Steuersäckel finanziert, muß die neuwertige Halle ab nächstem Jahr den neuen Messehallen weichen. Seit gestern hängen die Pläne für die 10.000 Quadratmeter große Messehalle in der Stadthalle aus.

Der ehemalige Wirtschaftssenator Claus Jäger hatte als eine seiner letzten Amtshandlungen 4,1 Millionen Mark locker gemacht. ArchitektInnen sollten damit Pläne für eine Erweiterung des Messestandortes auf der Bürgerweide ausarbeiten. Die bisherigen 20.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche in der Stadthalle reichten für Jägers WirtschaftsfördererInnen nicht mehr aus. Wenn Bremen als Dienstleistungs- und Messezentrum bestehen wolle, dann müsse die Fläche um 10.000 Quadratmeter erweitert werden.

Anlaß für enormen Zeitdruck war Dachdeckerverband mit seiner Austellung „Dach und Wand“ für das Frühjahr 1997. Die DachdeckerInnen brauchen aber mindestens 30.000 Quadratmeter Fläche. Neue Hallen mußten her.

Den ersten Preis für die Messehallen-Planung hat der Architekt Gert Schulze bekommen. „Zu unserer aller Überraschung und Freude ein Bremer“, so Jürgen Lüthge, Staatsrat im Bauressort, die Pläne seien alle anonym eingericht worden. In den kommenden zwei Monaten sollen nun die Wirtschafts- und Baufachleute in den Behörden die genauen Kosten für das Projekt ausrechnen. Jäger hatte 144,5 Millionen Mark veranschlagt. „Mit 150 Millionen Mark müssen wir auskommen“, sagt Lüthge. Bis Ende des Jahres müsse der Bauplan auf jeden Fall auch politisch abgesichert sein. Andernfalls könne man nicht 1996 anfangen zu bauen, sei nicht bis Frühjahr 1997 zur „Dach und Wand“ fertig.

Ab Winter pendelt also die Abrißbirne über der Eislaufhalle und den Messehallen 4 und 5. Einen neuen Standort für die Sporteinrichtung hat Claus Wilhelm Timm, Abteilungsleiter im Wirtschaftsressort, auch schon gefunden: „Wir werden den Jakobsberg modernisieren und renovieren“. Acht Millionen Mark ist dem Ressort der Ersatz für die früher so oberzentral wichtige Eislaufhalle wert.

Auf dem Jakobsberg ist kein Platz für eine vergleichbare Halle. „Nach den Plänen vom Stadtplanungsamt nimmt eine Halle zuviel Grün von der Weser weg“, sagt Klaus Peter vom Landessportbund (LSB), der das Eisstadion auf dem Jakobsberg und in Zukunft auch die Neuanlage betreiben soll. Ihm sei eine Eislaufhalle an einem anderen Standort versprochen worden. Das jetzige Eisstadion am Jabobsberg sei mit seiner Ammoniak-Kühlanlage zudem völlig veraltet. Klaus Peter: „Das lohnt nicht, da eine Mark reinzustecken“. ufo