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Vorschlag

■ Phils „Always ultra“: Ein schönes Bilderbuch für die Generation X

Während es dem herrschenden Bewußtsein vor allem um den Sat.1-„Zong“, respektive „Super-Zong“ geht, versucht der Comiczeichner und Conferencier Phil die Generation X zu denken. Vor zwei Jahren war dem schlaksigen Zeichner mit seinem merkwürdig verspielten „Stups und Krümel“ eine großartige Annäherung gelungen. Die seltsamen Begegnungen zwischen dem stets lachenden Stups, seinem totenköpfigen Kumpel Krümel und Ätzi und Fetzi – avancierteren Versionen von Beavis & Butthead – waren ein kleiner Megahit. „Man versteht nie, was sie sagen, aber sie haben einen gewissen Charme“, weiß der häufig unabgefahren-melancholische Stups, und seitdem sind Ausdrücke wie „Geilomat“, „Halloknallo“ oder „Sago Bago“ in Berlin gang und gäbe.

Ätzi und Fetzi ließ Phil gemeinerweise entschlafen. In „Always ultra“, seinem neuen Heft, gibt es neue Helden wie „Stinko“, den kleinen Teufel, oder „Jim Space“, den abgefahrenen Astronauten; aber auch alte Bekannte, wie „Playmo“, Frau Henkel und Frau Schmuhl, kommen des Wegs. Beim ersten Auftritt der beiden Omas in Zitty hatte sich die Leserschaft sehr entrüstet über Sexismus, Altenfeindlichkeit und solche Dinge. Man fand es nicht schön, daß Frau Henkel ihrer Freundin, deren Mann „nur noch inn Puff geht“, empfiehlt, doch „ne Jurke“ zu nehmen, „da hamse ooch wat früschett“. Dabei ist letztlich doch der Mann der Dumme, denn er verputzt den Salat mit der benutzten Gurke „wie nix“. Ansonsten versuchen „Jimi Space“ und sein alter Kumpan „Robbo“ mit cool-redundanten Sprüchen an Ätzi und Fetzi anzuknüpfen: „Ha Ha Ha Ha! Wir sind doch echt die Schärfsten. – Na logisch!“ Ein Comic heißt „Naja“: Zwei schüchterne Heavy-Metal-Freunde in AC/DC-T-Shirts klopfen an allen Türen und sagen: „Guten Tag, wir würden gerne mit Ihnen über Bon Scott reden.“ Der Papa tanzt vor seinem Sohn und sagt: „Wie wäre das, wenn dein ,ätzender‘ Vater mit auf die Party kommt? Wär das nicht ,geil‘?“

Daß der vor Ideen sprühende Phil vielleicht nicht mal zeichnen kann, entspricht der fröhlich-entschlossenen Unfertigkeit seiner Helden. (Wobei ihm nackte Frauen eigentlich ganz gut gelingen.) Loben könnte man Phil dafür, daß er eine Sprache in den Comic eingeführt hat, die als Spiel der Intensitäten nur noch figürlich auf Außersprachliches verweist, daß er Figuren erfunden hat, deren Worte sinnlos sind, deren Sätze nichts mehr bedeuten. Eine schüchtern lächelnd gebrochene Ironie. Im kleinen Medium sei dem Künstler Hochartifizielles gelungen, könnte man sagen und außerdem noch hervorheben, daß die wirren Bild- und Wortzitate, die Phil auf dem Wort- und Sinnfriedhof gefunden hat, auch etwas recht Melancholisches haben. Man kann es auch anders sehen. Neulich, auf einer Teenagerparty, jedenfalls erklärte mir ein junges Mädchen, daß sie Phil so gern habe, weil seine Helden so „normal“ sprechen würden. Mit Romanen könne sie dagegen nichts anfangen, weil die Leute da so „künstlich“ redeten. Sago Bago, Halloknallo, Tschüssikovski. Detlef Kuhlbrodt

Phil: „Always ultra“, Jochen Enterprises, 7,70 DM

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