Mit dem Hund spielen, der ist sehr nett

■ betr.: „Dänemark ade“, taz vom 3. 8. 95

[...] Welcher Hornochse, der Geld sparen will und muß, fährt schon mit der Bahn über Hamburg? Höchstens jemand, der seine Informationen aus der Pressestelle der Deutschen Bahn bezieht.

Also: Du fährst mit dem Zug, am besten Regionalbahn, am Samstag oder Sonntag nach Swinoujscie – oder wie man das schreibt –, das dauert so vier, fünf Stunden, man fährt aber durch eine schöne Gegend. Der Zug fährt fast direkt vor die Kaimauer. Der Bahnhof ist top in Ordnung, man watschelt also nicht wie in Warnemünde oder Rostock quer über Geleise und ebenso tief durch eine Dauerbaustelle. Der Fähranleger ist so in Ordnung wie ein Flughafen-Terminal und nicht so schlampert und Fahrgäste-leckt-mich-doch-mal- alle-am-Arsch wie in Warnemünde oder Rostock. Die Fähre macht im Gegensatz zu den Rostlauben zwischen Mecklenburg und Gedser einen gepflegten Eindruck, was Roststellen und frische Farbe und so angeht. Die Überfahrt gibt's nachts und dauert so acht bis zehn Stunden. Der Knalleffekt: Du landest direkt in Kopenhagen, gleich neben Queen Margrets Zuhause. Der Haken an der Sache: Die dänischen Grenzer fragen dich zuerst, ob du deutsch sprechen kannst. Ich weiß nicht, wie du dich fühlst, wenn dich ein fremder Grenzer im fremden Land in deinem dämlichen deutsch aushorchen will. Ich antworte darauf: „Nej, jeg vil gerne laere dansk. Vil du vaere so venligt og sporge pa dansk?“ Das wirkt.

Dann kommt der dänische Zöllner und läßt seinen Hund an allem schnuppern, was du mitschleppst. Egal, ob der Hund Lust dazu hat oder nicht, der Zöllner erklärt, der Hund habe beträchtliches Interesse an dir. Während der Zöllner dann deine Sachen durchsucht, kannst du mit dem Hund spielen, der ist sehr nett.

So, jetzt wißt Ihr endlich, wie man künftig von Berlin nach Kopenhagen kommt. Mit sechs Leuten aufs Wochenend-Ticket und ab über Polen und dann auf die Fähre frühstücken: für knapp zehn Mark so viel futtern, wie du Hunger hast. Christian Sternberg