: Silvio Berlusconi: Dini for President!
■ Der Medienzar will nur noch die „politische Führerschaft“
Rom (taz) – Mit einer heftigen Flucht nach vorn sucht der Ende des vorigen Jahres aus dem Amt des Regierungschefs vertriebene Medienzar Silvio Berlusconi sein angekratztes Image wiederherzustellen. Neuester Coup: Er sei doch gar nicht so aufs Regieren aus, läßt er streuen, ihm genüge die „politische Führerschaft“, und daher könne der derzeitige Ministerpräsident Lamberto Dini gerne auch nach den so lange und vehement geforderten Neuwahlen und einem Sieg der Mitte-Rechts-Allianz im Amt bleiben.
Schon vergangene Woche in einer Parlamentsdebatte hatte Berlusconi zu zeigen versucht, wie unumstritten seine Vormachtstellung innerhalb der politischen Rechten ist: Nur er war für das gesamte „Centrodestra“-Bündnis aus seiner Forza Italia, der rechtsextremen Nationalen Allianz und dem konservativen Flügel der ehemaligen Christdemokraten in die Bütt gestiegen und hatte die Debatte bestritten.
Der Versuch, den derzeit recht angesehenen Lamberto Dini – der tatsächlich vordem in Berlusconis Kabinett gesessen hatte – für eine künftige Mitte-Rechts-Regierung in Beschlag zu nehmen, scheint allerdings nicht sonderlich erfolgreich.
Dini stützt sich mit seinem Technokratenkabinett derzeit auf eine informelle Koalition aus der Linksdemokratischen Partei, der Demokratischen Allianz, den Grünen und der Lega Nord. Und er hat offenbar zumindest derzeit noch überhaupt keine Lust, an die großzügig dargebotene väterliche Brust seines einstigen Mentors zurückzukehren, nachdem ihn dieser bis vor wenigen Wochen als Verräter und Feind behandelt hatte. Eine Einladung Berlusconis zum Abendessen schlug er bereits aus – „um keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen“.
Berlusconis Partner haben ob der Wendung ihres Gruppenführers sowieso mehrheitlich Bauchschmerzen bekommen. Gerade hatte sich die Rechte so schön auf die linke Mitte eingeschossen, weil diese mit einer „Tandem-Lösung“ Wähler gewinnen will: der starke Mann der Linken, Massimo D'Alema, will kein Regierungsamt, Regierungschef soll der parteilose ehemalige Staatsmanager Romano Prodi werden. „Und jetzt, wo wir in der Öffentlichkeit endlich klargemacht haben, daß das Betrug am Wähler ist, weil die wahren Machtverhältnisse verschleiert werden“, ärgert sich der Chef der Nationalen Allianz, Gianfranco Fini, gegenüber seinen Vertrauten, „gerade da kommt nun Berlusconi mit genau dem gleichen Modell auch für uns daher.“
Auch sonst gelingt Berlusconi bei seinen Manövern nicht allzuviel: Seinen Auftritt als „alleiniger Führer der Rechten“ zerfetzten nicht nur politische Gegner, sondern auch seine eigenen Parteifreunde. Um die anderen Parteiführer von ihren geplanten Reden abzuhalten, hatte er ihnen so ziemlich alles zugesagt, was diese forderten – einschließlich der Streichung der bisher von ihm zum Evangelium erhobenen Forderung nach sofortigen Neuwahlen. Die nämlich mögen vor allem die Rest- Christdemokraten nicht, weil sie nach dem Totaleinbruch bei den Regionalwahlen vor zwei Monaten ein weiteres Debakel für sich befürchten.
Aber auch damit macht es Berlusconi nicht allen recht: Die ehemaligen Neofaschisten der Nationalen Allianz sehen die Felle der Rechten total davonschwimmen, wenn nicht bald gewählt wird. Werner Raith
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